Saffy und Tom freuen sich sehr, als sie von Saffys Mutter das Angebot bekommen, im kleinen Cottage der Grossmutter wohnen zu können. Die alte Dame leidet unter Demenz und bewohnt das Häuschen am Waldrand schon sehr lange nicht mehr. Die beiden nehmen einige Umbauarbeiten in Angriff und sind entsetzt. Bei Grabarbeiten im Garten werden zwei Skelette entdeckt.
Das kleine Dorf Beggars Nock ist in Aufruhr und Saffy und Tom haben sich das Leben dort ganz anders vorgestellt. Saffy will unbedingt herausfinden, wer die beiden Toten sind und versucht von ihrer Grossmutter Rose mehr zu erfahren.
Diese Familiengeschichte verbindet drei Generationen. Saffy, die mit 23 Jahren in einer glücklichen Beziehung lebt und Mutter wird. Ihre Mutter Lorna, die mit knapp 16 Jahren Saffy bekommen hat und nun als Aussteigerin in Spanien das Leben geniesst. Und schlussendlich Rose, Saffys geliebte Grossmutter, deren Geist mehr und mehr im Nebel der Demenz verschwindet. Die drei Frauen sind hervorragend charakterisiert und könnten dem realen Leben entsprungen sein. Wie oft in den Büchern von Claire Douglas verbindet sich eine Familiengeschichte mit Thrillerelementen und daraus entsteht ein spannender Roman.
Kapitel in der Gegenwart wechseln sich mit Kapiteln, die zurückblicken, als Rose in dem Cottage, das Saffy und Tom jetzt bewohnen, ihre Tochter Lorna aufzieht. Als Leser erfährt man in diesen Kapiteln, was damals genau geschehen ist! Denn der Fund der Skelette zieht sich als grosses Fragezeichen durch das ganze Buch. Weiter werden einer weiteren Figur, dem Koch Theo, eigene Kapitel gewidmet. Theo wird sehr wichtig für die Geschichte und seine Beteiligung an dem Ganzen hat mich einerseits überrascht, andererseits empfand ich den Grund an dieser Beteiligung an den Haaren herbeigezogen. Durch Zufall entdeckt er nämlich etwas, was ihm keine Ruhe lässt.
“Liebste Tochter” ist, anders als die fünf Bücher, die ich bisher von Claire Douglas gelesen habe, eher gemächlich unterwegs. So dauert es doch lange, bis die ersten Thrillerelemente in der Geschichte Einzug halten. Zwar werden gleich zu Beginn die beiden Skelette ausgebuddelt und Tom und Saffy sind dementsprechend entsetzt. Wer möchte schon gerne zwei Leichen in seinem Garten? Da man als Leser durch die Skelettierung weiss, dass diese schon längere Zeit dort liegen, berührt dies, zumindest mich, etwas weniger als “frische” Leichen mit Figuren, die schon in der Geschichte mitgewirkt haben. Dennoch ist die Frage, was geschehen ist, treibend und dementsprechend fesselnd. Etliche Wendungen in der zweiten Hälfte des Buches fachen noch einmal die Spannung an und sind unvorhersehbar.
Sehr gelungen ist das Setting beschrieben. Ich konnte mir das Cottage am Waldrand, mitten in England, sehr gut vorstellen und die unheimliche Atmosphäre, die teilweise dort herscht ebenfalls. Dafür hat die Autorin definitiv ein Händchen.