Vom starken Anfang bis zum ergreifenden Ende - buchstäblich eine Wucht.
Das erste Kapitel nimmt einen gleich mit. Worum geht es. Es muss etwas sehr Schlimmes passiert sein. Wem gehört die Hand mit den 100 Armreifen? Aufwachen - vermutlich im Spital
Es kristallisiert sich nach und nach heraus, wer wer ist und wer welche Rolle spielt. Der Spannungsbogen ist enorm gut. Das Buch will nicht mehr weggelegt werden - so packend die Geschichte, so dringlich der Inhalt und die Message.
Der gemobbte Junge, der sich immer mehr zurückzieht. Seine Freunde, Eltern, Lehrer, die nichts bemerken oder wegschauen - weil sie nicht wissen, wie sie hinschauen und helfen könnten oder aus Angst, selbst hineingezogen und geplagt zu werden? Die einzelnen Persönlichkeiten treten hervor - auch der unsichtbare, gemobbte Junge wird in seinem Wesen für die Leser sichtbar. Eine Hilflosigkeit scheint da zu sein - schwer zu ertragen beim Lesen.
Das Teilen der “Schamvideos” in den sozialen Medien finde ich grauenvoll. Eine abgrundtiefe Demütigung. Die Vorstellung, dass sich Massen am eigenen Leid, an der Schwäche ergötzen ist einfach nur schrecklich und ekelhaft. Leider ist das in Realität nur allzugegenwärtig.
Es ist so wichtig, dass das Thema heute in Schulen genau betrachtet wird. Dass dieses Buch an Schulen zur Lektüre gehört finde ich richtig. Es ist dringend notwendig, dass die Jugendlichen (und natürlich auch die Erwachsenen) sich damit befassen und eine gute Begleitung erhalten - auch bevor etwas passiert. Mobbing ist Gewalt - was in dieser Geschichte passiert, dürfte nie geschehen und geschieht leider nur allzu häufig.
Der Autor leistet mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag, der für die soziale Entwicklung genutzt werden kann. Er versteht es auch zu schreiben. Seine Ausdruckskraft ist ausgezeichnet und er hat es nicht nötig, Brutalität auszukosten - es geht enorm unter die Haut. Mir gefällt sein Erzählstil.