Zwei Familien, die Strobl-Marineks und die Binders. Ein Urlaub in der Toskana. Tochter Sophie-Louise, 14 darf in die Ferien Aayana mitnehmen. Doch dann geschieht ein Unglück, das alles zerstört, alles mit in den Abgrund reißt. Nur, das eigentliche Unglück trifft nicht die Binders und die Strobl-Marineks. Die aber dennoch alles auf sich beziehen, die an ihrem eigenen Leid leiden. Und sich wenig dafür interessieren, wie es denen ergeht, die wirklich betroffen sind.
Der Schreibstil hat mir sehr zugesagt, denn es ist kein fortlaufender, erzählender Text wie ich es mir gewohnt bin. Wir scheinen Gast in einem Theaterstück zu sein, von der Bühne bis zur Kritik. Es gibt Pressemitteilungen, es gibt ein Medienecho bis hin zu Online-Kommentaren, und zum Schluss sogar eine Gerichtsverhandlung. Das ist ungewohnt zu lesen, vermittelt aber treffend die Emotionen und die Fragen, die mit dem Flüchtlingsthema verbunden sind. Die Menschen, die wir hier beobachten, sind oberflächlich und selbstherrlich, aber nicht böse. Im Angesicht der Katastrophe sind sie komplett hilflos und überfordert. Hinzu kommt, in Zeiten von Internet, der wertende Blick der Öffentlichkeit. Wie konnte das passieren, wie konnte es überhaupt dazu kommen?
Doch eigentlich geht es um die Selbstbezogenheit, den Egoismus, die Doppelmoral und die Ignoranz der heutigen Gesellschaft, insbesondere der Gutsituierten, der Etablierten, die nicht mehr hinsehen, die nichts wissen wollen vom Elend der anderen. Die nur Betroffenheit fühlen, wenn es sie selbst betrifft. All das legt Glattauer so offen dar, dass es schmerzt. Ja, dass man sich selbst hinterfragt. Wie hätte ich in dieser Situation gehandelt?
Ein Buch das mich in den Bann gezogen hat. Eine Geschichte die wichtig ist – für alle und jeden. Daniel Glattauer zeigt in diesem Buch, was Empathie bedeutet und wie wichtig sie ist.