Diesen ersten Band der Reihe rund um den stählernen Bund durfte ich im Rahmen der Book Circle Leserunde mitlesen.
DER PARIA ist dem Genre “Fantasy” zugeordnet. In Band 1 dieser Trilogie, DER PARIA, findet sich von Fantasy jedoch praktisch keine Spur. Lediglich einer sogenannten “Sackhexe” begegnen wir in diesem ersten Band. So könnte man fast sagen, dass dieser erste Band eher einem historischen Roman ähnelt. Dies dafür überaus grossartig. Ich gehe davon aus, dass die Fantasyelemente im zweiten Band, aufgrund der Geschichte, zum Zug kommen werden.
In Anthony Ryans DER PARIA, dem ersten Band des Epos “Der stählerne Bund”, treffen wir auf Sir Alwyn Scribe. Der Roman wird aus der Retrospektive des Protagonisten Alwyn erzählt und wir werden als Leser:in oft direkt angesprochen. So, als ob Alwyn vor uns sässe und uns seine Lebensgeschichte erzählen würde. Das fand ich sehr angenehm und machte diese Geschichte zusätzlich etwas persönlicher.
Alwyns Aufstieg vom Gesetzlosen zum Schriftgelehrten erleben wir hautnah mit. Wir sind immer vorne mit dabei, wenn Alwyns Leben in Episoden von Flucht, Gefangenschaft und Kampf auf dem Schlachtfeld aufgefächert wird. Wir lernen unterwegs seine Mitstreiter, Feinde aber auch Freunde kennen und schätzen.
Es wurde in der Leserunde viel diskutiert, ob der blutigen Schlachtszenen. Diese haben mich persönlich nicht getriggert bzw. fand ich diese sogar ziemlich gut und spannend beschrieben. Ich hatte oft das Gefühl, die Szenen filmisch vor meinem inneren Auge zu sehen. Das fand ich aussergewöhnlich gut erzählt und kannte ich bisher noch nicht in dieser Qualität. Ich denke, es hängt sehr vom eigenen Empfinden ab, ob man diese Art von Beschreibung von Schlachten und Blutvergiessen lesen möchte.
Mit viel Liebe zum sprachlichen Detail schreibt sich Anthony Ryan mit stoischem Pathos durch Alwyns Leben. Oft hat mich die Schreibweise an einen Roman von Charles Dickens erinnert. Diese getragene Schreibweise, die man aus der klassischen Literatur gut kennt, kommt hier besonders gut. Es hat das gewisse Flair, das mir persönlich besonders gut gefallen hat, weil es dem Roman sehr viel Charakter einflösst, fernab der Handlungen und Wendungen. Stellenweise, wenn ich nicht so gute Tage hatte, empfand ich das Lesen ab und an etwas schwerfällig.
Ich werde mir diese Reihe in der Folge in der englischen Originalversion einverleiben, da es mich interessiert, wie sich das Original von der Übersetzung sprachlich unterscheidet. Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich die deutsche Übersetzung aber wirklich sehr gut finde und die Umsetzung als äusserst gelungen erachte.
Ich war erstaunt, dass das Lesen dieses grossen Wälzers relativ kurzweilig erlebt wird, nicht nur von mir, sondern auch von den anderen Mitlesern. Das hätte ich so nicht erwartet. Vielleicht liegt es auch daran, dass sehr viel passiert in diesem ersten Band und man einfach immer wissen möchte, wie es weitergeht.
Ich empfehle diesen Roman Fantasy-Neueinsteiger, die vielleicht nicht gleich die volle Kante an Fantasy möchten, aber dafür gerne historische Romane mögen über das Mittelalter. Auch als Vielleserin von historischen Romanen würde ich diesen Roman lesen wollen trotz Fantasyprädikat. Alles in allem eine gekonnt erzählte Geschichte mit viel Tempo und Action.