Mein Leseeindruck subjektiv, aber spoilerfrei 😉
Es ist x Jahre her, dass ich “ Gut gegen Nordwind” und die Fortsetzung gelesen habe, von daher ist mir der Autor natürlich ein Begriff. Danach habe ich allerdings nichts mehr von ihm gelesen, bis ich das grosse Glück hatte bei einer Leserunde des Buches dabei zu sein.
Glattauer wählt die Form des Allwissenden Erzählers, was mich zuerst etwas erstaunt hat und ich musste mich zuerst daran gewöhnen. Ebenfalls ist der Schreibstil recht sachlich, schnörkellos, distanziert und als würde man einen Bericht lesen, was mich ein bisschen an die asiatische Literatur erinnert hat. Ebenfalls fühlte es sich so an als sässe ich im Publikum und würde einem Theaterstück folgen. Schlussendlich hat mich der Autor mit diesem Stilmittel aber vollends mitreissen können. Zwischendurch gibt es auch Chatverläufe aus dem Netz, welche ich unglaublich authentisch fand.
Ich werde hier nicht auf die einzelnen Protagonisten der Geschichte eingehen, es sei nur so viel gesagt, im Grossen und Ganzen waren sie mir überhaupt nicht sympathisch 😉 Die Darstellung ist stereotypisch und oft sehr überzeichnet, aber ich denke dies ist so gewollt und hat mich persönlich nicht weiter gestört.
Die ganze Grundthematik des Buches, der Titel, wie die Geschichte aufgebaut ist, das Stilmittel, die stereotypischen Charaktere, dieses Überspitzte, nur an der Oberfläche kratzen, mehrere offene Fragen, der Sarkasmus…..ich persönlich fand es einfach grossartig! Daniel Glattauer provoziert, schonungslos, offen, ehrlich, mit der Holzhammermethode….Das Buch regt zum nachdenken an, zum mitdenken, zum diskutieren, es macht wütend, traurig, hilflos……wenn es das ist was er damit bezwecken wollte, dann hat er sein Ziel bei mir erreicht 😉
“ Ich glaube nicht, dass es gut ist, dass die hier sind diese vielen, vielen Flüchtlinge, die von weit her kommen. Nein, es ist für Niemanden gut. Nicht für uns, die wir Angst haben, dass man uns was wegnimmt, und dass die unsere heiligen Werte über den Haufen werfen. Es ist aber auch für sie selbst nicht gut. Denn es tut weh, wenn man so rausgerissen wird. Und es tut weh, wenn man woanders neu eingepflanzt werden soll, wo die Wurzeln nicht greifen, weil der Boden dafür nicht geschaffen ist. Da verwelkt man mit der Zeit….” ( S.268)
Ich vergebe hiermit 5 Sterne