Mit diesem ersten Teil der Trilogie von Anthony Ryan wollte ich mir eine Reise, in die mir noch unbekannte Welt der Fantasy-Romane, gönnen - so zumindest meine Intention für die Teilnahme an der Leserunde für die Lektüre dieses über 700 Seite langen Wälzers.
Der Protagonist Alwyn erschliesst uns durch seine rückblickende Erzählperspektive seine Welt und nimmt uns auf seine Lebensreise vom (vermeintlich?) verstossenen Waisenkind zum Gesetzlosen unter Gesetzlosen; im ersten Band Der Paria der Trilogie Der stählerne Bund wird der Überlebenskampf des anfänglich Siebzehnjährigen für eine Zeitspanne von ca. fünf oder sechs Jahren beschrieben.
Durch Verkettungen von Ereignissen findet sich Alwyn in Irrungen und Wirrungen aufgrund Erbfolge- und Religionskriege wieder: Er wird zu Minenzwangsarbeit verurteilt, macht aber dort Bekanntschaft mit Schlüsselfiguren, die ihn zu ‘Grösserem’ berufen.
Der Titel und das Cover versprachen mir Einblicke in eine düstere, martialische Welt Gesetzloser, was der Inhalt grösstenteils auch hielt. Magie oder gar Fantasy-Elemente liessen aber lange auf sich warten und blieben eher spärlich.
Bisweilen erinnert der Plot eher an einen mittelalterlichen Roman eines ‘Auserwählten’: die beschriebene Welt besteht aus verschiedenen Völker, Glaubensrichtungen, Sprachen, Herrscher und Beherrschte etc. ; es geht um Macht und Herrschaft und letztere werden erreicht durch Intrige, Verrat und nicht selten Gewalt und Mord. Das Fehlen der erwartenden Fantasy-Welt war anfangs enttäuschend, der umtriebige Lebenslauf Alwyns hielt mich aber über die 700 Seiten bei der Stange. Witzig und erfrischend fand ich die Kommentare des nun ‘allwissenden’ Alwyns aus dem Off, erinnerten sie doch an einen ‘guten’ und ereignisreichen Ausgang der Geschichte.
Der Spannungsbogen baut sich sehr langsam auf, was ermöglicht, tief in diese fremdartige (und doch nicht so ganz andere) Welt einzutauchen. Zeitweilig war die Geschichte aber langatmig und konnte mich nicht in den Bann ziehen, obschon die Welt und Lebensumstände atmosphärisch beschrieben werden. Vielleicht ein Muss für hartgesottene Fans des Autors, vielleicht für hartgesottene Fans dieses Genres, die über die wenigen Fantasy-Elementen hinwegsehen.