Zuerst einmal: Das Cover ist wirklich hübsch und das allein verdient schon 5 Sterne. Es verrät schon einmal, wie sich praktisch das ganze Buch anfühlt: kalt, sehr kalt - mit einem Schimmer von Hoffnung. Denn die fantastische Welt Isgador erleben wir als Leser hauptsächlich im Herbst und im Winter und reisen mit den Protagonisten Drayke und Wyn durch die Lande.
(Es wäre jetzt ganz interessant zu wissen, wie es sich im Frühling oder Sommer anfühlt, aber das ist wohl Zukunftsmusik.)
Nicht nur das Klima ist in der Welt Isgador manchmal eisig, die meisten Menschen sind es ebenso (Ausnahmen bestätigen die Regel). Mischlingswesen wie Drayke bedeuten laut den Menschen sowieso nur Ärger. Was unsere Protagonistin mit ihrem dramatischen Auftritt zu untermauern scheint. Der stürmische Einstieg ins Buch hat mich gepackt, danach ist das Tempo etwas abgeflaut und als Leser erlebt man ein paar ruhige Jahre an der Seite von Drayke, ehe das grosse Abenteuer mit ihrem tierischen und magischen Begleiter Wyn beginnt: Die Suche nach ihrer Herkunft.
Drayke als Protagonistin hat mir sehr gut gefallen. Sie ist freundlich, voller Mitgefühl, aber stark und sturköpfig, wenn es die Situation verlangt. Dabei ist sie aber keineswegs vor allen Gefahren gefeit. Ganz im Gegenteil, sie scheint auf der Abschussliste der Schattengarde zu stehen, viele Menschen begegnen ihr feindlich gesinnt und zu allem Übel bringt der hereinbrechende Winter seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich. Glücklicherweise hat sie den Astral Wyn an ihrer Seite, ein wolfsähnliches Wesen. Die beiden eint eine tiefe Verbindung und die Beziehung zwischen den beiden wurde meiner Meinung nach am besten beschrieben. Ich hätte mir gewünscht, dass die Beziehung zu anderen Charakteren ein bisschen mehr hergegeben hätten. Aber vielleicht streicht genau das heraus, wie viel wichtiger Wyn für Drayke und wie besonders ihre Verbindung ist.
M.A. Thorn hat grösstenteils einen beschreibenden Schreibstil. Wenn ich mich recht entsinne, wird am meisten zwischen Drayke und Wyn geredet (aber vielleicht ist das im Nachhinein eine falsche Erinnerung meinerseits). Dafür kommt man auf jeden Fall auf seine Kosten, wenn man Beschreibungen von Städten (die Architektur der Mevar ist schön), Landschaften, Menschen (und anderen Wesen) und Gefühlslagen nicht missen will.
Das Buch hätte ein etwas gründlicheres Lektorat gut vertragen. Für Freunde der Fehlersuche: Rüstet euch mit einem Bleistift aus oder schaut grosszügig darüber hinweg.
Ich freue mich auf jeden Fall auf den zweiten Band der deutschen Autorin und hoffe, dass wir bald noch weitere Abenteuer mit Drayke und Wyn erleben dürfen. Denn es sind keineswegs noch nicht alle Geheimnisse gelüftet.