«Aber glaube ihm nicht alles. Er ist Schriftsteller. Die lieben die Fiktion mehr als die Wahrheit.» Schären, der geniesserisch den Duft das Cognacs eingesogen hatte, nahm erst einen kleinen Schluck, bevor er sagt: «In der Fiktion steckt oft mehr Wahrheit als in den Fakten.»
Und Suter nimmt uns in seiner ganz speziellen Weise mit auf eine Reise, in der wir nie so ganz genau wissen, was ist Fiktion und was sind Fakten. Nichts ist hier wie es scheint. Wurde Tom wirklich von Dr. Peter Stotz angestellt, um dessen künftigen Nachlass zu organisieren und verwalten oder ging es doch eher darum, einen Zuhörer für die «Kamingespräche» zu haben, in denen Stotz in Erinnerungen an seine grosse Liebe Melody schwelgen kann. Melody, seine Verlobte, die vor 40 Jahren (kurz vor der Hochzeit) plötzlich verschwand und die doch immer noch sehr, sehr präsent ist, vor allem durch die vielen Bilder, Stickereien und Memorabilien, die überall in der Villa am Zürichberg vorhanden sind.
Suters letzte Bücher hatten mich nicht ganz so abgeholt, aber diesmal wurde ich wieder mitgerissen. Ich genoss es, in diese Geschichte einzutauchen und auch wenn ich es in einem Rutsch durchgelesen habe, um hinter Melodys Geheimnis zu kommen, so wurde mein Lesetempo gegen Ende immer etwas langsamer, um das Ende des Buches hinauszuzögern.
Wie es sich für einen typischen Suter gehört, kommt auch die Kulinarik nicht zu kurz. Die Gerichte, die von der italienischen Haushälterin zubereitet werden, lassen einem das Wasser im Munde zusammen laufen. Und wer sich selbst daran versuchen möchte, dem wird im Nachwort verraten, dass die allermeisten Rezepte aus Patrizia Fontanas Kochbuch «La Mia Cucina» stammen.
Melody, ein Roman über die grosse Liebe im Leben, über Wahrheit und Fiktion, Vergangenheit und Gegenwart. Eine ganz klare Leseempfehlung!
Herzlichen Dank an @diogenesverlag und @netgalley für das Rezensionsexemplar.