Inhalt :
Die Binders und die Strobl-Marineks gönnen sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana. Tochter Sophie Luise, 14, durfte gegen die Langeweile ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe. Was ist ein Menschenleben wert? Und jedes gleich viel? Daniel Glattauer packt große Fragen in seinen neuen Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann und in dem er all sein Können ausspielt: spannende Szenen, starke Dialoge, Sprachwitz. Dabei zeichnet Glattauer ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft, entlarvt deren Doppelmoral und leiht jenen seine Stimme, die viel zu selten zu Wort kommen.
Über den Autor :
Mit seinem Buch “Gut gegen Nordwind” gelang dem österreichischen Schriftsteller Daniel Glattauer der Sprung auf die Bestsellerlisten. Der 1960 in Wien geborene Autor studierte nach seiner Matura Kunstgeschichte und Pädagogik.
Allgemeines :
Erscheinungstermin : 20. März 2023, Verlag Paul Zsolnay, Hardcover, 304 Seiten
Meine Meinung :
Das Cover gefällt mir aufgrund der Farbe sehr gut.
Das Buch ist trotz der traurigen Thematik und des tödlichen Unfalls angenehm zu lesen. Der Autor schreibt wie immer flüssig und mit einem Quäntchen Humor.
Es ist schon interessant, wie man Entschuldigungen findet, um sich keine Vorwürfe machen zu müssen. Das Mädchen, welches ihre Schulkameradin in die Ferien eingeladen hat, behauptet plötzlich, dass sie Aayana gar nicht richtig gekannt hätte und sie eigentlich gar nicht ihre Freundin gewesen wäre. Aber wahrscheinlich glaubt sie das selbst nicht.
Befremdlich finde ich, dass die Eltern von Sophie Luise nicht mal die Familie des Opfers kontaktieren. Es ist klar, dass hier Verständigungsprobleme herrschen. Aber nach zwei Jahren Aufenthalt im Land sollte zumindest der Sohn ein paar Kenntnisse haben. Und es gibt ja auch Dolmetscher.
Diese Einschübe mit Forenbeiträgen finde ich ziemlich nervend, obwohl natürlich zutreffende Beiträge dabei sind. Die Protagonisten sind mir teilweise ein bisschen zu klischeelastig.
Die Forderung nach einer hohen Summe Schmerzensgeld der Opferfamilie kommt sehr unerwartet und reisst sozusagen alte Wunden der beiden Urlauber-Familien wieder auf. Da die «Sache» gerichtlich nicht weiterverfolgt wurde dachten alle, das Ganze wäre mehr oder weniger überstanden und man bräuchte nicht mehr daran zu denken. Dies ist wohl nur sehr schwer machbar, wenn einem so etwas passiert. Und dann glauben sie oft, dass Geld Ihre Schuld bzw. Gewissensbisse tilgen kann. Wahrscheinlich ist es so, dass der Gesellschaft der Tod eines Kindes aus Somalia nicht so nahe geht wie der Tod eines Kindes aus dem eigenen Land.
Was ich mich allerdings frage ist, wie kann man ein Kind, das man nicht kennt, mit in den Urlaub nehmen ohne auch nur mit den Eltern gesprochen zu haben ? Für mich ist dies unvorstellbar.
Auch das Drogenproblem der Jugend ist ein kleiner Teil des Buches. Wahnsinn, was so ein paar blaue Pillen mit den Kids macht.
Ich möchte nicht zuviel verraten, nur noch, dass die trauernde Familie aus Somalia gegen Ende des Buches Gelegenheit bekommt, die Odyssee ihrer Flucht der Öffentlichkeit mitzuteilen. Ein sehr trauriges Kapitel.
Fazit : Ein gut und flüssig geschriebenes Buch mit amüsanten Einschüben über ein aktuelles Hauptthema sowie andere angesprochene Themen, das von mir 4 Sterne bekommt.