Elisa Shua Dusapins Erstling konnte mich überzeugen und bezaubern. Mit der feinen und die Verletzlichkeit durchscheinenden Art zu erzählen. Ausserdem ist es leicht zu lesen.
Inhalt siehe auch Beschreibung
Die Ich-Erzählerin, die in einer Pension arbeitet und sich um ihre Mutter kümmert ist die Hauptprotagonistin. Sie ist verlobt und ihre Mutter hat feste Vorstellungen, wie ihre Zukunft auszusehen hat - angefangen von einer baldigen Heirat. Sie ist eine feinsinnige junge Frau, die unter Essstörungen leidet. Diese kommen vor allem zum Vorschein, wenn sie mit ihrer Mutter zusammen ist - die Beziehung ist nicht förderlich für sie. Die Art, wie ihr Verlobter ihr begegnet, ist sehr befremdend. Mutter und Verlobter schlagen ihr Schönheitsoperationen vor - nicht weil sie ihnen nicht gefällt, sondern weil sie anscheinend bessere Berufsaussichten hätte.
Die junge Frau hat Sehnsüchte. Auch Kerrand, der französische Comiczeichner, der in der Pension logiert hat Träume. Die beiden unternehmen Spaziergänge und die Ich-Erzählerin begleitet ihn auch auf Exkursionen in die Zone zwischen Nord- und Südkorea. Dabei wird am Rand auch die politische Vergangenheit, die bis in die Gegenwart wirkt, am Rand spürbar. Zwischen den beiden entwickelt sich eine gewisse Nähe, die aber auch immer wieder gestört wird, beispielsweise dadurch, dass Kerrand nicht in der Pension, d.h. nicht von den lokal üblichen Speisen essen will. Fisch, Meeresfrüchte, scharfe Gewürze - das kommt immer wieder vor. Die Touchezeichnungen von Kerrand sprechen eine eigene Sprache - kann die Ich-Erzählerin diese entschlüsseln? Jedenfalls offenbaren sie viel von seiner Art. Sie öffnen sich ein wenig, eins dem anderen. Was wird daraus?
Es ist keine Beziehungsgeschichte wie man sie so oft lesen kann - die Geschichte und die Erzählweise sind einzigartig. Fein, in einer ausgesprochen guten Sprache, die klar ist und einen doch auch zum Träumen anregt. Gegend und Klima sind ausgezeichnet beschrieben. Ich mochte das Buch nicht weglegen.
Ein zweites Werk von dieser jungen Künstlerin werde ich sehr gerne lesen. Es lohnt sich, ihr zu folgen.