Es wird Frühling im kleinen schottischen Bücherdorf Swinton. Doch dieses Mal geht es weniger um Bücher, als um das Verfassen von Briefen und die (meist anonyme) Verschriftlichung von sehr persönlichen Gedanken und Gefühlen. Im zweiten Roman der «Das kleine Bücherdorf»- Reihe von Katharina Herzog steht Shona im Mittelpunkt. Die Schwester des Antiquars Graham, den wir aus dem ersten Band kennen, betreibt im Dorf ein kleines Café und ist bekannt für ihre wundervoll dekorierten Cupcakes. Wir erfahren, dass sie ausserdem einen Blog hat, in dem sie Briefe veröffentlicht, welche die Verfasserinnen und Verfasser ihr zur Veröffentlichung zuschicken, aber nie den Mut hatten, sie wirklich an die Empfänger abzuschicken. Der Blog ist ein grosser Erfolg, Shona kann sich vor Zusendungen kaum retten. Privat läuft dagegen für die junge Frau nicht alles so glatt. Sie würde gerne das kleine Cottage ihrer alten Nachbarinnen erwerben, besitzt jedoch nicht genügend Geld dafür. Sie weiss nicht, wie sie sich Nate, ihrem ehemaligen Jugendfreund, gegenüber verhalten soll, ist die Begegnung mit ihm doch unweigerlich verbunden mit der Erinnerung an ihren anderen besten Freund Alfie, den sie auf tragische Weise verloren hat. Als dann auf ihrem Blog eine Antwort auf einen von ihr selbst nie abgeschickten, aber dort veröffentlichten Liebesbrief an Alfie ankommt, droht Shonas mühsam aufrecht erhaltene Fassade der Unberührbarkeit und Selbständigkeit in sich zusammenzubrechen…
Meine Meinung:
Das Wiedersehen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern von Swinton war ein schönes Ereignis. Tatsächlich begegnen wir auch etlichen alten «Bekannten» wieder, setzen uns aber im neuen Buch vor allem mit Shona und ihrer Gefühlswelt auseinander. Zu Beginn lernen wir sie als junges Mädchen kennen, die zusammen mit ihren besten Freunden Alfie und Nate ein unzertrennliches Dreiergespann bildet. In Alfie verliebt sie sich dann, was für den eher zurückhaltenden Nate nicht leicht ist. Er verlässt das Dorf schliesslich und wird ein erfolgreicher Schriftsteller, der aber dem dauernden Druck durch seinen Verlag und dem Verlangen seiner begeisterten Leserschaft nach immer neuen Bestsellerromanen immer weniger gewachsen ist.
«Frühlingsfunkeln» liest sich wie der erste Band sehr angenehm und kurzweilig. Katharina Herzog versteht es auch in diesem neuen Buch, wunderbar atmosphärisch und bildhaft zu schreiben und die Figuren so liebenswert zu schildern, dass es Freude macht, Seite um Seite in die Welt des kleinen Bücherdorfs einzutauchen. Dabei geht es doch auch um so wichtige Themen wie Freundschaft, Verlust und Schuldgefühl. Um mit der Vergangenheit versöhnt abschliessen und einen Neuanfang wagen zu können, müssen die Protagonisten lernen, einander, aber vor allem auch sich selbst zu vergeben. Das Buch ist ein Appell, zu seinen Gefühlen zu stehen, das Risiko einzugehen, sich auch verletzlich zu machen, und dadurch vielleicht doch etwas Wunderbares gewinnen zu können. Es fordert uns auf, an unseren Wünschen und Träumen festzuhalten und diejenigen, die wirklich wichtig für uns sind, mutig zu verwirklichen. Empfehlenswert.