Briony, Cecilia, Robbie - um das Leben dieser drei Personen rankt sich die Geschichte.
Ganz im Zentrum steht Briony, im Jahr 1935 dreizehn Jahre alt. Sie schreibt Gedichte, Erzählungen und in ihren Beobachtungen schweift sie immer wieder in Phantasien ab.
Ihr Verbrechen besteht in einer Zeugenaussage, welche für ihr Leben und jenes ihrer Schwester Cecilia und dem Ziehsohn ihres Vaters Robbie wegleitend sein wird. Meisterhaft erzählt von jenem verhängnisvollen Sommertag an im Jahr 1935 im ersten Teil des Buches, der in der typischen Landhausidylle Englands spielt, über die Zeit des Krieges im Jahr 1940 mit dem Schrecken im Kriegsgeschehen und im Spital bis zum Schluss im Jahr 1999, wo Briony in der modernen Zeit ihren 77. Geburtstag feiert.
Wichtige Themen sind die Geschwisterliebe, verletzte Gefühle aber auch verletzte Körper, um Schuld und Vergebung.
Die Erzählweise und die Sprache von Ian McEwan beeindruckt mich enorm. Die Charaktere sind eindrücklich gezeichnet. Die Geschichte entwickelt sich sehr spannend, nicht vorhersehbar und trotzdem absolut schlüssig. Das Buch hat mich nicht losgelassen. Wie es Ian McEwan gelingt, den Verlauf der Geschichte zu geben, seine Art zu schreiben, mitreissend und mit viel Tiefgang, die zum Nachdenken über das menschliche Wesen und mögliche Abgründe, anregt, um am Schluss diesen einfach umwerfenden Bogen zum Anfang zu schliessen, ist grosses Können.
Ein Roman, von dem ich mir vorstellen kann, dass er ein Klassiker wird - grossartig geschrieben, beeindruckend.
- Nun aber hielt sie sich wieder in der Welt auf, nicht in der, die sie geformt hatte, sondern in der, von der sie geformt worden war, uns ie fühlte, wie sie unter dem frühen Abendhimmel zusammenschrumpfte.
- Niemand, den sie kannte, konnte so tatenlos verharren wie sie, ohne auch nur ein Buch im Schoss zu halten, konnte so sacht durch die eigenen Gedanken schlendern, als gelte es, einen unbekannten Garten zu erkunden.
- Den Lippen des verwundeten Soldaten entwich ein fassungslos klingender Laut, als hätte er bisher nicht geahnt, wie ungeheuerlich der Schmerz sein konnte.