Louisas Einkommen ist lebenswichtig für ihre gesamte Familie. Als sie ihren Job verliert und zeitgleich an der Beziehung zu ihrem Freund zweifelt, hat sie keine Zeit zum Trauern und nimmt eine Stelle als Hilfskraft bei den Traynors an. Dort begegnet sie Will, der seit seinem Unfall im Rollstuhl sitzt und weiss, dass er so ein Leben nicht führen möchte. Louisa macht es zu ihrer persönlichen Aufgabe, Will vom Gegenteil zu überzeugen.
Gleich zu Beginn erlebt man zusammen mit Louisa ihren ersten Schicksalsschlag: Keinen Job mehr. Auf diese Katastrophe hin lernt man gleich den Rest ihrer Familie kennen, die einem das Gefühl geben, selbst Teil davon zu sein. Das Buch spielt nur an wenigen Orten, aber die Orte, die dafür vorkommen, sind sehr atmosphärisch aufgebaut, sodass sich selbst meine Stimmung änderte, je nach dem, ob sich Louisa Zuhause oder bei den strengen Traynors befand.
Die Charaktere finde ich alle grundsätzlich glaubhaft skizziert – vor allem die Dynamik von Louisas Familie gefällt mir sehr. Wohingegen Wills Eltern, die die sittsame und höhere Bürgerschaft präsentieren, doch etwas zu gewollt distanziert wirken. Moyes versucht diesen starken Charakterzug auszugleichen, indem sie wenige Kapitel aus der Sicht der Mutter integriert, aber diese haben mich meist aus meinem Leseflow gerissen, vor allem, da ich nicht nachvollziehen kann, inwiefern sie dazu dienen, die Geschichte voranzubringen. Ich muss nicht ihre Gedanken lesen, um zur Überzeugung zu gelangen, dass sie ihren Sohn liebt – ihre Taten zeigen es zur Genüge. Davon abgesehen, ist das Buch sehr realistisch.
Was dieses Buch für mich besonders macht, sind die Dialoge zwischen Louisa und Will. Sie kommen praktisch ohne Beschreibungen aus, ohne zu lange Aneinanderreihungen von Sätzen. Die feurigen Persönlichkeiten der beiden kommen dabei gut zur Geltung, und ich finde es toll, dass die Autorin es schafft, mit Weniger mehr rüberzubringen. Die Energie zwischen Louisa und Will ist so stark, dass sie einfach durch die Seiten springt. Es sind überaus interessante und erfrischende Charaktere, die viel Tiefe zu bieten haben.
Louisa hat ein Ziel, und dieses verfolgt sie kühn und mit zusammengebissenen Zähnen. Dieser Handlungsstrang lässt Hoffnung, Spannung und Angst aufkommen, was es mir fast unmöglich gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen. Der Schreibstil ist sehr schön und gleichzeitig humorvoll. Louisas Gedanken haben mich oft zum Lachen gebracht, weil sie einfach so realitätsnah sind. Und natürlich haben mich auch die Gefühle gereicht, die mir die ein oder andere Träne entlockten.
Ausserdem ist das Thema, das die Autorin hier behandelt, ein sehr aktuelles. Meiner Meinung nach hat sie es geschafft, feinfühlig, aber auch kritisch über aufgeworfene Argumente und Kommentare, die denen aus der Öffentlichkeit entsprechen, zu reflektieren.
Fazit
Die Geschichte überzeugt mit stürmischen Dialogen, gelungenen Charakteren und stimmungsvollen Settings. Besonders die Dynamik von Louisa und Will lässt einen nicht kalt und die klare Zielsetzung der Protagonistin erzeugt ordentlich Spannung. Ausserdem wird ein wichtiges und aktuelles Thema behandelt, mit dem die Autorin einfühlsam umgeht.