Quinn und Graham treffen in einem unglücklichen Augenblick aufeinander, doch vom ersten Moment an spüren sie, dass ihre Geschichte noch nicht zu Ende ist. Sie behalten Recht, denn acht Jahre später sind sie verheiratet. Aber jemanden zu lieben reicht nicht immer, um auch ein glückliches Leben zu führen. Ein Problem drängt sich zwischen die beiden, das ihre Beziehung zu zerstören droht …
Je nach Buch kann mich Colleen Hoover abholen oder auch komplett kalt lassen. Mit diesem hier scheint sie weder noch getroffen zu haben.
Der Anfang der Geschichte gefällt mir sehr. Colleen Hoover versteht es, ein Buch feurig zu beginnen und einen als Leser:in mitten ins Leben der Protagonisten zu schmeissen. Wir begegnen Quinn und Graham zu Beginn ihrer Beziehung, wobei es nach jedem Kapitel zwischen der Kennenlernphase und ihrem späteren Eheleben wechselt.
Die Wechsel in der Zeit erscheinen mir etwas willkürlich. Viele Szenen bringen meiner Meinung nach die Handlung gar nicht voran, sondern dienen als Lückenfüller (für das sowieso schon sehr dünne Buch). Ich verstehe, dass man als Leser:in eine emotionale Bindung mit den beiden eingehen soll, die daraus besteht, die glücklichen Momente ihrer Beziehung gelesen zu haben, um dann wie besessen für ein positives Ende zu hoffen. Aber es fehlt mir ganz einfach an Substanz in den Kapiteln. Man hätte weniger Szenen schreiben können, die man dann jedoch gezielter einsetzt, um ihm Nachhinein die sogenannten «Aha-Momente» bei den Leser:innen herbeizuführen.
Einen richtigen Spannungsbogen gibt es auch nicht. Der Konflikt ist von vornerein klar, und mehr Handlungsstränge gibt es in der Geschichte ebenfalls nicht. Ich bin mir sicher, dass das der Grund ist, weshalb das Buch mitsamt den Charakteren so flach wirkt. Das einzige Thema ist ihr unerfüllter Kinderwunsch. Quinn arbeitet zwar von Zuhause aus, aber es wird nicht einmal im Buch beschrieben, wie sie arbeitet. Ich weiss, dass erwähnt wird, was ihr Job ist, aber ich habe keine Ahnung mehr, weil Quinn auf einen Aspekt ihres Lebens reduziert wird. Auch sonstige Alltagsbeschäftigungen passieren einfach nicht.
Ich möchte damit nicht ihr Leiden kleinreden – auf gar keinen Fall! Es ist ein ernstzunehmendes Thema, das hier behandelt wird. Der ständige Druck, der auf ihr und Graham lastet und wie sie von ihrem Umfeld behandelt werden, hat bei mir etwas ausgelöst. Und wie unverschämt sich fremde Leute in einen so intimen Aspekt des eigenen Lebens einmischen können, ist befremdlich, denn man weiss nie, was andere gerade durchmachen. Es wird auf einige wichtige Punkte im Umgang mit diesem Thema verwiesen.
Trotzdem lassen die Charaktere zu Wünschen übrig; es werden zu wenige Facetten gezeigt, als dass ich mir die beiden als reale Menschen mit komplexen Charakteristika vorstellen könnte. Ich kann die beiden mit einer Eigenschaft beschreiben und das war’s – das spricht nicht wirklich für gut herausgearbeitete Charaktermerkmale. Im Allgemeinen finde ich, dass man Protagonisten aus Colleen Hoovers Büchern wahllos austauschen könnte, und man hätte die gleiche Geschichte vor sich liegen.
Den Schreibstil finde ich wie immer ganz in Ordnung. Es ist jedenfalls flüssig zu lesen, aber die Sätze haben nichts Ausserordentliches an sich, das den Schreibstil der Autorin speziell hervorheben würde.
Wie gesagt, die Probleme, die mit einem unerfüllten Kinderwunsch einhergehen, werden gut in diesem Buch behandelt. Aber ich finde es schade, dass nicht weitergedacht wurde, wie dieser grosse Teil des Lebens auch andere kleinere Teile beeinflussen kann – denn das tut es im echten Leben.
Fazit
Obwohl ein sehr wichtiges Thema in dem Buch behandelt wird, wirken sowohl die Handlung als auch die Charaktere sehr flach. Sie werden auf diesen Aspekt ihres Lebens reduziert, und was rundherum passiert, wird einfach ignoriert. Die Spannung fehlt mir leider komplett, da die Wechsel in der Zeit ungünstig gewählt sind. Schade, da auf viele wichtige Punkte im Umgang mit unerfüllten Kinderwünschen eingegangen wird.