Das Buch wurde 1945 geschrieben, die Erinnerungen sind aus den Jahren 1940/41. Varian Fry hat nicht früher geschrieben, um keine Beteiligten zu gefährden.
Im nicht von Deutschland besetzten südlichen Teil Frankreichs galt die Vereinbarung “Auslieferung auf Verlangen”.
Mit dem deutsch-französischen Waffenstillstandabkommen musste sich die französische Regierung verpflichten, alle Personen aus dem Hoheitsbereich der deutschen Regierung auf Verlangen auszuliefern.
In New York wurde das Emergency Rescue Committe (ERC) gegründet mit dem Ziel, namhafte europäische Kunstschaffende, Wissenschafter, Politiker etc. bei der Flucht vor faschistischer Verfolgung zu helfen und sie auch in Frankreich zu unterstützen.
Varian Fry war der Hauptakteur des ERC in Marseille und berichtet in diesem Buch sehr umfassend und im Detail über die Aktivitäten und die Fluchthilfe, die von Marseille aus stattgefunden haben. Er hatte ausgezeichnete Fähigkeiten, konspirativ, strategisch und organisatorisch zu agieren. Die Beschaffung von Ausreisevisa, Durchreisevisa, gefälschten Pässen, Organisation von Begleitung auf der Flucht, von Schiffen, die Personen nach Spanien oder Gibraltar bringen konnten, damit sie anschliessend in die USA migrieren konnten. Eine intellektuelle Immigration in den USA, die nur unter Beteiligung eines grossen Netzwerks an selbstlosen Helfern und Helferinnen und von sehr grosszügigen Geldgebern gelingen konnte.
Abgerundet wird das Werk durch ein Verzeichnis der Akteure mit einigen Angaben, Anmerkungen, einem sehr aufschlussreichen Nachwort sowie der Abschrift von einigen Briefen und Zeitungsartikeln.
Erzählstil
Das Buch ist sehr spannend geschrieben. Es ist ein historisches Dokument. Darüber hinaus hat es eine sehr gute literarische Qualität, ohne dass die Realitätstreue des Berichts leiden würde. Die Schilderung der konspirativen Tätigkeiten ist sehr lebendig gehalten, die Charaktere gut gezeichnet und auch die Atmosphäre kommt nachvollziehbar zum Ausdruck.
Fazit
Ich bin beeindruckt von diesem Buch. Der Autor stellt sich nie in den Vordergrund. Es ist ein spannender Bericht über die Aktionen in der Zeit, in welcher Varian Fry zusammen mit seinen Helfern und Helferinnen in Marseille gewirkt hat, bis und mit seiner unfreiwilligen Abreise in die USA. Von diesen Aspekten aus dem zweiten Weltkrieg war mir nur wenig bekannt.