In einigen Jahren werden die Inseln in der Nordsee völlig verschwinden, dank dem Klimawandel. Doch leben überhaupt noch Inselbewohner darauf oder sind es nur noch Touristen, die nur für zwei Tage im Monat in ihren Inselhäusern wohnen?
Vor einigen Wochen ist bei uns in der Filiale ein Leseexemplars von «Zur See» eingetroffen. Normalerweise bin ich ein «Moodreader», ich lese also nur das, wonach mir gerade der Sinn steht. Doch jemand anderes bei uns wollte dieses Buch auch lesen, also musste ich mich ein wenig beeilen. Und ich bin froh, dass ich es getan habe.
«Zur See» handelt von einer Gruppe Menschen, die auf einer Insel in der Nordsee wohnen. Sie sind Inselbewohner, die schon seit Generationen dort wohnen. Die Männer sind zum Walfang in die Polarmeere gesegelt und die Frauen haben zu Hause auf sie gewartet. Mittlerweile sieht das leider nicht mehr so aus. Nur noch drei Boote auf der Insel fahren tatsächlich noch ins Meer hinaus, um zu fischen. Die restlichen Schiffe sind mit der Zeit zu Fähren geworden, um die Touristen vom Festland auf ihre Insel zu fahren. Auch die Häuser sind grösstenteils nicht mehr von den ursprünglichen Inselbewohnern gemietet, sondern von Menschen, die nur jedes Wochenende in die Nordsee kommen. Somit lebt die ganze Insel nur noch vom Tourismus, jegliche noch freien Landflächen werden bebaut und in Wellness-Anlagen umgebaut, die Mieten sind für Normalsterbliche viel zu hoch. Und mittendrin lebt eine Familie mit einer uralten Geschichte, die sie an die Insel bindet. Eine Fischersfrau, eine Krankenschwester, ein Künstler, ein Vogelwart und ein stets betrunkener Kapitän. Und natürlich der Pfarrer. Sie alle müssen sich an die Veränderungen der Insel gewöhnen oder sie werden mit ihr untergehen.
Diesen Sommer werde ich mit meiner Familie in die Nordsee fahren, und dieses Buch hat mir eine ganz neue Sichtweise geschaffen. Leider begrenzen sich diese Touristenmassen nicht nur auf die Nordsee, sondern überall auf der Welt werden Sehenswürdigkeiten fast überrannt. Den Einwohnern bleibt nichts anderes als wegzuziehen, da die Mieten an solchen Orten immer teurer wird. Das Schweizer Beispiel: St. Moritz. Und leider werden diese Orte nicht mehr mit dem gleichen Respekt behandelt: in Bali wird so viel Plastik angespült, dass man den Sand darunter nicht mehr sehen kann. Und überall steigt das Wasser.