Dorothy Parker, die grande dame der Essays, der Gesellschaftsbeobachtung, der meserscharf geschliffenen Sätze und Pointen - wie liebe ich sie! Darum war ich sehr gespannt auf die deutsche Ausgabe ihrer Gedichte, in sehr schöner Form beim Dörlemann-Verlag herausgekommen. Der zweisprachige Band atmet viel Parker`scher Atmosphäre - Gedichte wie “Das Dienstmädchen und das Gasthaus” lassen schon vom Titel her vermuten, dass wir es hier mit dem Stoff zu tun haben, den sie auch in ihren Kolumnen beackert hat: zwischenmenschliches, gesellschaftspolitische Themen, alles mit bissiger Ironie und leiser Wehmut betrachtet. Dabei kreist Parker in ihren Gedichten mehr um sich selbst, als es bei der Prosa der Fall ist - hier ein Beispiel:
Erfahrung
Der eine bricht dein Herz entzwei
Der nächste ist ein Schleimer
Dem dritten bleibst du einerlei;
Und alles ist im Eimer
Das ist natürlich genau der Sound, für den wir Parker lieben - und doch muss ich sagen: als Prosa-Autorin gefällt sie mir weiterhin besser als als Lyrikerin. Kann auch gute alte Gewohnheit sein, wer weiss das schon so genau?