Tanya Tagaq ist eine kanadische Inuit, Sängerin und Performance Künstlerin und in ihrem ersten Buch erzählt sie von Kindheit und Jugend in einer lebensfeindlichen und unerbittlichen Region, in der Überleben seit jeher nur auf der Grundlage von Verbundenheit mit der Natur und dem Glauben an die Ahnen und ihren Mythen möglich war. Dieser Grundlage im Zeichen des Fortschritts beraubt (Zitat: “Die Furcht vor unseren Instinkten wird uns eingebläut.”), ist ein Heranwachsen in dieser Umgebung noch schwieriger.
Doch die Erzählerin, ein Kind zuerst und dann eine junge Frau, trägt die Mythen und das Wissen um die Rituale noch in sich und erkämpft sich ihre eigene Welt zwischen Moderne und Tradition. Ein schmerzhafter Weg und das Buch ist die Aufarbeitung dieses schweren Wegs. Sicher keine leichte Kost und die Beschreibung der Visionen ist zum Teil an der Grenze des Erträglichen. Die Texte spiegeln jedoch nur diesen Kampf wider und enthalten keine direkten Anklagen. Nur ab und zu kleine Spitzen wie zum Beispiel: “Ich kann die gewaltige Kraft nur erahnen, mit der der Wind früher, ungehindert vom Christentum, über das Land fegte.” Kurz und treffend.
Die Sprache ist nicht immer ‘schön’ aber das kann sie bei diesem Inhalt gar nicht sein und die lyrischen Teile erschliessen sich einem auch nicht so leicht. Trotzdem ist es ein wichtiges Buch mit einem dringenden Thema und es zeigt einmal mehr, dass eine Kultur, die das Überleben von Menschen seit Jahrtausenden sicherte, nicht einfach zerstört werden darf, nur weil wir sie nicht verstehen.
Der Eisfuchs war für mich eine Herausforderung und ich werde das Buch bestimmt noch ein zweites Mal lesen. Weil die Texte jedoch relativ schwer zugänglich sind, vergebe ich hier einmal ‘nur’ 4 Sterne.