Schmerzlich entdeckt Mina, die wohlbehütet in einem Schwarzwälder Dorf aufgewachsen ist, dass sie anders als alle andern ist. Nur in Vetko entdeckt sie etwas Ähnliches und lässt sich von ihm in beängstigend schmerzvolle sexuelle Begegnungen führen, die sie verwirrt und ratlos zurücklassen. Will sie das? Doch sie kommt nicht los von den neu entdeckten Welten des Lustschmerzes, erst als er sie zwingen will, alle Haare abzuschneiden, kappt sie die Beziehung. Später zieht sie – und auch ihre ehemals beste Freundin – weg, nur Vetko bleibt im Dorf zurück. Mina versucht andere Beziehungen, sucht die Natur, die Erde, die Heimat, aber weder so wie die Umweltaktivisten noch wie die alteingesessenen Heimatbewahrer; und auch bei den sanften Kräuterfrauen, mit denen sie in ihr Heimatdorf zurückkehrt, ist sie nicht wirklich zuhause. Sie versucht, mit ihrem «Fehler», ihrem «Defekt» zu leben, schliesslich ihr Anderssein zu akzeptieren.
Ein poetisch geschriebenes Buch, suchend, hoffend und ungeschminkt die Abgründe des Andersseins beschreibend. Nach dem zum Teil heftigen ersten Teil wird die Suche nach der eigenen Identität im zweiten Teil zärtlich, sorgfältig erkundend und findet doch nicht das, was innere Heimat schenkt und die Sehnsucht erfüllt. «Heimat ist kein Ort auf der Landkarte. Das ist zuerst und von Beginn an: der eigene Körper und die Sprache, die der Körper spricht, wie er geliebt und berührt und genährt werden will» (S. 266). Ob sie diese Heimat in sich finden wird, ohne das Gefühl eines «Defekts» zu haben? Ob sie in der erneuten Begegnung mit Vetko finden wird, was sie sucht, ob sie eine ihnen angemessene Sprache ihrer Körper, eine Heimat finden werden?
Eine berührende, auch verstörende, mitreissende, ermutigende, absolut lesenswerte Suche nach der inneren Heimat, nach der Sprache des Körpers, nach dem Eigenen, Wertvollen im Leben.