Oskaris Schreibstil gefiel mir sehr gut. Die Geschichte wird durch das treibende Element sehr rasch aufgebaut und bleibt dadurch immer etwas „atemlos“ und „gehetzt“, was wiederum die Spannung erhöht und auf Niveau hält. Die Charaktere sind gut zugänglich, wenn auch leider sehr klischeehaft und z.B. mit der TV Moderatorin Vilma Varis auch sexistisch angelegt. Das hat mir persönlich überhaupt nicht gefallen und ist heutzutage ehrlich gesagt auch ein No-Go. Auch die Romanfigur “Metso” ist ein eigenartiger Charakter. Dieser liebt zwar seine Frau und Kegel und noch mehr scheint es fremde Hunde. Er tötet aber fröhlich jeden, den er aufgetragen kriegt. Wegen Spielschulden bringt man ja noch lange niemanden um, ausser man ist ein Psychopath. Er schien mir aber wenig psychopathische Züge zu haben. Dieser und andere Charaktere, u.a. Leo Koski, waren eher wenig glaubhaft beschrieben.
Dafür sind die realistischen Bezüge zu Politik, Wissenschaft und Gesellschaft hingegen sehr gelungen. Aus meiner Sicht könnte Oskari ein wirklich guter Autor werden, der mit seinem Hintergrund als Journalist viel miteinbringt. Das beeindruckt mich doch und verleiht der Geschichte aufgrund der Realitätsbezüge mehr als das Prädikat “Roman”. Man hat es hier wohl eher mit einem realistischen Zukunftsszenario zu tun. Im Guten mit einer Utopie, im Schlechtesten mit einer Dystopie. Man hofft natürlich immer auf ersteres beim Lesen.
Was mir den Schluss etwas verdorben hat, war die Liebesstory zwischen Leo und Emma. Das war für mich so fehl am Platz und hat den Roman abgewertet zu einem US-Blockbuster. Ich denke, es wäre nicht nötig gewesen, den Schluss noch mit einer hastigen Romanze zu garnieren, die sich bin zum Schluss eigentlich nicht wirklich anzubahnen schien. Da es bereits ein in Finnland veröffentlichtes Sequel von Tage voller Zorn gibt, nehme ich an, diese Romanze läuft dort weiter.
Alles in allem ist dieser Roman geeignet für Leser:innen, die gerne Realpolitik in Thrillern geniessen und nicht zu sehr auf Charaktertiefe wert legen. Dann ist dies ein spannender, treibender Roman, der einem im Nu die Zeit vergessen lässt und einen von Kapitel zu Kapitel jagt.