Das “Tagebuch eines Verführers” hat mich massiv erschreckt: 200 Jahre alt und immer noch genau gleich. Es könnte das Drehbuch zu einer modernen Serie sein, die Grundlage eines Romans unserer Zeit. Ein Mann hat ein Auge auf eine Frau geworfen. Es ist klar: Er will sie, er will sie sogar unbedingt, und zwar “besitzen”, voll und ganz. Was das bedeutet? Ihren Willen brechen, damit sie sich ihm hingibt. Dabei ist vollkommen klar, dass für ihn der Reiz in der Verführung liegt - es geht um die Jagd, die Frau ist dabei vollkommen zweitrangig.
Wie er das macht, mit welchen perfiden psychologischen Mitteln, ist faszinierend, ekelhaft und schockierend: es wirkt. Man weiss genau, dass es wirkt, und man weiss auch: diese Frau hat keine Chance. Man sollte dieses Buch nicht allzuvielen Männern zu lesen geben - aber Frauen, die immer wieder auf chauvinistische A*** hereinfallen könnten hier ein Aha-Erlebnis serviert bekommen. Brillant geschrieben - schwer auszuhalten!