Schmerzhaft und vielschichtig, das sind die Geschichten von Fatma Aydemir.
„Dschinns“ bildet da keine Ausnahme: Hüseyin kann sich nach jahrzehntelanger Plackerei in Deutschland endlich eine Wohnung in Istanbul für den Ruhestand kaufen - und stirbt dort bei der Wohnungsübergabe. Seine Frau, Emine, und die vier Kinder, Sevda, Hakan, Peri und Ümüt, machen sich auf den Weg zur Beerdigung - was bei Sevda und Hakan einem Hindernislauf gleicht. Multiperspektivisch erzählt Fatma Aydemir die Geschichte einer Familie, einer kurdischen Familie, die ihre Herkunft verleugnet hat/musste, einer (kurdisch-)türkischen Familie in Deutschland zwischen 1970 und 2000, die niemals ankommen durfte, eine Geschichte von unzähligen Schwierigkeiten, von Kränkungen, seelischen Verletzungen. Wie schon in „Ellbogen“ geht es auch hier um Identität, Heimat und Zugehörigkeit. Und wie auch schon im Debüt schaut sie sowohl in den Mikrokosmos Familie und setzt diese in den Makrokosmos der Gesellschaft.
Ein fesselndes, bis zur letzten seite spannendes Buch, mit einem grossen Geheimnis, um eine Familie, die ich liebgewann, mit der ich litt und für die ich mir wünschte, sie hätte es leichter im Leben gehabt. Aufrüttelnd und unbedingt lesenswert.