Ich kam relativ gut in das Buch rein, aber hatte wahrscheinlich völlig falsche Erwartungen. Ich dachte, es wäre ein ukrainischer Krimi mit einer Liebesgeschichte, leider weit gefehlt. Schreiben kann Kurkow natürlich und das sogar sehr gut. Die Handlung und die Figuren haben mich einfach streckenweise überzeugt. So war der Roman keine der beiden Kategorien zuzuordnen!
Samson kam sehr sympathisch (aber auch etwas naiv?) rüber und bei Nadjeschda war ich gespannt, wie sie sich entwickeln würde. Mit der Zeit interessierte mich diese Frage immer weniger.
Die Stadtkarte von Kiew habe ich kaum zu Rate gezogen, weil mich der Plot mehr interessierte als der Schauplatz der einzelnen Szenen.
Ich wusste zu Beginn nicht, wie ich bei der Lektüre mit dem Vergleich zur jetzigen Situation in der Ukraine umgehen werde. Ich habe da auch etwas mehr „diskrete Verweise“ erwartet. Natürlich ist das Buch schon 2020 erschienen, aber die Krim ist ja auch schon früher von den Russen besetzt worden. Ein Satz stach da heraus: „Erstaunlich, wie man hier nichts von der Geschichte spürt […], die, die jetzt gerade die Welt verändert. Man spürt nichts vom Krieg, dabei bereitet unsere Armee sich gerade auf die entscheidende Schlacht vor.“ (S. 74) Da musste ich leer schlucken! Ansonsten eine leise Enttäuschung.