Mir nicht - bis jetzt. Demmin ist eine Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern. Dort fand nach dem Zweiten Weltkrieg ein Massensuizid von Hunderten von Menschen statt, darunter viele Frauen mit Kindern, aus Angst vor der Rache der Sieger. Viele haben sich ertränkt.
Im Erstling von Verena Kessler spürt man die Gespenster der Vergangenheit.
Im Zentrum steht Larry, 15 Jahre alt. Sie will Kriegsreporterin werden und übt bereits diverse Surviveltechniken. Das Zusammenleben mit ihrer Mutter und deren wechselnden Partnern verlangt ihr einiges ab. Mit Witz erzählt sie von ihrem Alltag, ihren Sorgen und Ängsten.
Den Bezug zur Vergangenheit bildet die Nachbarin Frau Dohlberg. Sie hat die Tragödie als Kind miterlebt und sich gerettet, weil sie kurz zuvor schwimmen lernte. Sie steht vor dem Umzug ins Seniorenheim, ordnet ihre Habe, und die Gedanken kehren in die Vergangenheit zurück.
Eindrücklich, diese beiden Gegensätze. Die junge, unbeschwerte Larry mit Zukunftsplänen. Die alte, nachdenkliche Frau Dohlberg mit ihren schwermütigen Gedanken. Nachbarn und doch weit voneinander entfernt.
Die Massenselbsttötung steht nicht im Mittelpunkt, wird oft nur angetönt. Was damals genau geschah, habe ich jetzt erst nachgelesen.
Dieses Buch und die Geschehnisse rund um Demmin werden mich nicht so schnell loslassen.