Fesselnder, lebensbejahender Klimaroman mit eindrücklichen Bildern, das ist “Zugvögel”, der Debütroman von Charlotte McConaghy.
Nachdem mich “Wo die Wölfe sind” so beeindruckt hatte, musste ich unbedingt auch McConaghys Erstling lesen und es gibt einige Parallelen zwischen den beiden sonst unabhängigen Büchern.
Im Zentrum steht diesmal Franny Stone. Sie ist Mitte 30, hat australisch-irische Wurzeln und versucht, auf einem Fischkutter anzuheuern, um so die Küstenseeschwalbe auf ihrem Flug von der Arktis in die Antarktis zu begleiten. Es ist der womöglich letzte Flug dieser Spezies, da die Meere so gut wie leergefischt sind, ihnen also die Lebensgrundlage fehlt. Nicht nur die Fische sind fast ausgestorben, auch Vögel gibt es kaum noch, von großen Landsäugetieren, wie Bären, Rotwild, Löwen, Elefanten etc. ganz abgesehen, die sind bereits seit einigen Jahren ausgestorben.
“Zugvögel” spielt in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft und führt vor Augen, wie eine Welt ohne Tiere aussehen würde. Gleichzeitig verwebt McConaghy auch hier geschickt die Gegenwart mit der ereignisreichen Vergangenheit ihrer eigenwilligen Protagonistin. Getrieben ist sie, doch wissen wir nicht, wovon. Häppchenweise teilt sie uns mit, was sie erlebt hat und wie sie zu dem Menschen geworden ist, der sie nun ist. Faszinierend ist auch die Figur des Kapitäns, der in seiner Besessenheit, den goldenen Fang einzufahren, an Kapitän Ahab erinnert. Auf ihrem Weg gen Süden haben sie allerlei Hindernisse zu bewältigen, über die die Mannschaft zusammenwächst und auch in der Gegenwart Spannung aufgebaut wird.
Äusserst spannende Erzählweise also mit vielen Rätseln, besonderen Figuren und dem Artensterben als hochaktueller Thematik, wobei ich nie den Eindruck hatte, belehrt zu werden. Einzig gestört hat mich gelegentlich, das die Geschichte an einigen Stellen zurechtgebogen wirkte, damit alles seinen Lauf nehmen kann.
Fazit: “Wo die Wölfe sind” hat mich noch mehr begeistert, aber auch dies ist ein lesenswertes Buch. Für alle Fans von Delia Owens “Der Gesang der Flusskrebse”.