Räuberische Dänen, eine entführte Schwester, Schlachten und ganz viel Historie lebt und atmet Michael Römlings Trilogie-Auftakt “Tankred: Weihrauch und Schwert”.
Vor 12 Jahren wurde Tankred ins Kloster Prüm verbannt, doch mit den dänischen Beutezügen im Rhein-Mosel-Gebiet 882 wird auch das Kloster Prüm geplündert. Tankred, der sein Schwert in den letzten Jahren gegen Bücher eingetauscht hatte, erfährt, dass auch Aachen, die Stadt, in der er seine damals zweijährige Schwester in Sicherheit brachte, von den Dänen ausgeraubt wurde. Voll Sorge um Judiths Schicksal flieht er aus Prüm und heftet sich an die Fersen der Nordmänner.
Ich-Erzähler Tankred nimmt uns in chronologischer Reihenfolge mit auf seine Suche, die ihn zu Pferd nach Aachen, Koblenz und Trier führt. Er ist belesen, aber noch immer geübt im Kampf und es ist nicht nur das Unrecht an Judith, das ihn an- und umtreibt. Er schliesst Freundschaften auf seinem Weg, findet Verbündete, bleibt aber immer etwas isoliert, was sich überwiegend in inneren Monologen zeigt, in denen er zudem sein enormes, teils modern anmutendes Wissen unter Beweis stellt. Der Autor erklärt im Nachwort, welche Gratwanderung er bei der Ausgestaltung seines Protagonisten machte und das ist bemerkbar. Ich wurde nicht ganz warm mit ihm und hätte mir gerne präsentere Nebenfiguren gewünscht. Dies könnte sich im zweiten Band ändern.
Ich bin trotzdem gern in Tankreds Zeit und Geschichte eingetaucht und durch die mittelalterliche Landschaft gezogen. Römling, der scheinbar ausgiebig im Vorfeld recherchiert hat, schreibt in moderner Sprache und gleichzeitig realistisch von der damaligen Epoche. Anstatt von Ereignis zu Ereignis oder in der Perspektive zu springen, bleiben wir bei Tankred und erfahren so sehr deutlich, wie lang die Wege damals waren, wie viel Geduld die Menschen aufbringen und wie viel Ungewissheit sie ertragen mussten.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen, für die noch viel Stoff vorhanden ist, und insbesondere auf Fidis, Gauzbert und Lupus.