Was für ein ästhetischer Titel!
“Eine Feder auf dem Atem Gottes” von Sigrid Nunez handelt von einer erwachsenen Tochter, die versucht die Herkunft und Ursprünge ihrer Familie zu erforschen. Sie stammt von einem chinesisch-panamaische Vater ab, der im Nachkriegsdeutschland stationiert war und dort die deutsche Mutter kennen- und lieben lernte. Die Protagonistin versucht den Charakter des schweigsamen, allzeit emotional abwesenden, doch physisch anwesenden Vaters zu verstehen und ihm eine Stimme zu geben. Sie erinnert sich an ihre Kindheit in den Sozialbausiedlungen zurück, die sie die Flucht ins Ballet ergreifen liess. Dabei entwickelt die Protagonistin zuerst eine toxische Beziehung zum Ballet, danach zum russischen Immigranten, der eine hässliche Vergangenheit verbirgt. Die Autorin widmet dem Vater, der Mutter, der Tochter und schlussendlich dem Ex-Freund je ein eigenes Kapitel und charakterisiert sie nicht nur treffend, sondern untersucht auch ihre Beziehung zu den jeweiligen Personen und zu sich selbst.
Ein absolut gelungenes, literarisch überwältigendes und nachhaltiges Werk!