Ann-Sophie von Schoeller ist stinksauer. Ihr Ehemann Johann schleppt sie aus Karrieregründen von Berlin nach Paris, was sie als schlimmsten Wandel ihres Lebens wahrnimmt. In ihrem Berliner Zuhause fehlte es ihr an nichts, sie bewegte sich in höheren gesellschaftlichen Kreisen und war die perfekte Gesellschafterin. Als sie Paris völlig entnervt durchstreift, stolpert sie über die Inhaberin von Shakespeare & Company, die berühmte Sylvia Beach. Die Buchhändlerin und Verlegerin nimmt sie freundlich mit in ihre Buchhandlung, wo Ann-Sophie Sylvias Freundinnen Janet Flanner, Djuna Barnes und Adrienne Monier kennenlernt. Sie alle sind unabhängige, queere Frauen, die einer Arbeit nachgehen und sich leidenschaftlich über Literatur, Politik und die Gesellschaft unterhalten. Ann-Sophie ist völlig gefesselt von diesen Frauen und muss erkennen wie trivial ihre vermeintlichen Probleme eigentlich sind. Ab diesem Moment möchte sie nicht mehr die langweilige, konservative Ann-Sophie von Schoeller, das “Hausweibchen” sein, sondern nur noch Ann (englisch ausgesprochen). Sylvia bietet ihr die Chance in ihrer Buchhandlung Shakespeare & Company zu arbeiten, welche Ann erfreut ergreift. Mit dieser Entscheidung durchläuft die 23-Jährige eine Wandlung ihrer selbst. Ihr Mann ist nicht mehr ihre höchste Priorität. Sie geht in ihrer Arbeit als Buchhändlerin völlig auf und gewinnt an Selbstbewusstsein. Schliesslich traut Ann sich auch selbst zu schreiben. Etwas, das sie vor mehreren Jahren aufgegeben hat, da es sich nicht “geziemt”. Paris und vor allem ihre Freundinnen machen es ihr möglich aus den Konventionen und Grenzen ihres Daseins auszubrechen, womit der Roman die Emanzipation der Frau wunderschön aufzeigt.
Ausserdem ist es eine Freude die Unterhaltungen, welche vor Witz und Charme nur so strotzen, zwischen den Freundinnen, aber auch mit anderen Kunstschaffenden mitzuverfolgen. Ebenfalls ist die Liebe zur Literatur und Kunst in diesem Roman omnipräsent, womit es ein Genuss ist diesen zu lesen. Zwar ist Ann eine fiktive Figur, nichtsdestrotrotz passt sie so wunderbar in diesen Kreis realer Kunstschaffenden als hätte es sie wirklich gegeben. Ein Muss für alle, die über Literatur und Emanzipation lesen möchten!