Der Roman «Das Gesetz der Natur» von Solomonica de Winter ist eine Utopie aus dem Jahr 2022.
Der Klappentext hat mich sofort angesprochen. Es geht um Gaia Marinos, die abgeschieden im Wald nach dem Gesetz der Natur lebt. Dieses ist nach einem grossen Unglück entstanden, das die Menschheit fast vollständig ausgerottet hat. Gaia ist eine der wenigen Menschen, die lesen kann und wird auf eine Mission gesendet, die Bücher der alten Welt zu suchen.
Zu Beginn des Romans lebt Gaia zusammen mit dem Lehrer und dem Krieger im Wald. Ihre Beziehung ist nicht immer familiär, ihr Leben einfach. Die Gesellschaftsstrukturen «Neuamerikas», in der der Roman gebettet ist, könnte man als rückschrittig und autoritär beschreiben. Es gibt einen Herrscher und einige wenige Weise, die lesen können (dürfen). Die Menschen wissen nicht, was vor dem grossen Unglück genau war. Wie die Menschen im Buch, bleibt auch der Leser lange Zeit darüber im Dunkeln, was eigentlich genau passiert ist und was es mit den Büchern der alten Welt auf sich hat.
Die Idee, dass sich unsere Gesellschaft zukünftig nicht moderner entwickelt, halte ich für eine interessante Idee, die im Roman durch den einfachen Schreibstil, kurze Kapitel und der Namensgebung der Charaktere (Leser, Herrscher, Sohn, etc.) unterstrichen wird.
Die Mission wird aber im zentralen Teil des Romans aus den Augen verloren. Es geht viel mehr darum, wie Gaia in einem blutrünstigen Krieg, für sich die Fragen nach Gut und Böse, nach der eigenen Existenz und der Beziehung zu ihrem Sohn, beantwortet.
Das Ende des Buches ist nicht unbedingt vorhersehbar, wohl aber enttäuschend und einige Fragen, die ich mir zu Beginn und im Verlaufe des Romans gestellt habe, bleiben unbeantwortet.
Abschliessend lässt sich sagen, dass die Idee des Romans mit der rückschrittlichen Gesellschaft in der Zukunft eine interessante ist. Der Hauptteil des Romans ist für mich persönlich aber zu sehr in die Länge gezogen und die eigentliche Mission, nämlich das Finden der alten Bücher, gerät bis zum Schluss zu stark in den Hintergrund.