Hat einer von Euch einen Western in der letzten Zeit gelesen oder überhaupt schon einmal einen Western?
Also für mich ist es im Grunde das erste Mal würde ich sagen, weil das kleine Haus in der Prärie, qualifiziert sich das als Western?
In diesem Debut Roman von Tom Lin, geht es um Ming Tsu einen chinesischen Revolverhelden der sich quer an der Central Percific Rail Road entlang nach Kalifornien schießt um seine Frau Ada zurück zu erobern.
Man wird gleich mit der ersten Seite mitten ins Geschehen geworfen, den Ming Tsu hat soeben wieder jemanden von seiner Liste getilgt und nimmt seine Reise auf. Schnell wird klar, hier hat jemand eine Mission und in kleinen Rückblenden erfährt man auch, auch und nach was vorgefallen ist. Ming Tsu hatte ein Verhältnis mit der Tochter eines einflussreichen Weissen, was als eine Teenager Rebellion anfing wurde zu einer grossen Liebesgeschichte und Ada und Ming heiraten sogar, was in der damaligen Zeit ein echter Schocker gewesen ist. Das war ja gleichzusetzen wie mit einem Todesurteil für eine Frau.
Ming macht sich also auf die Reise ermordet gleich den nächsten und trifft durch Zufall oder auch durch Bestimmung auf einen Wanderzirkus. Ein alter Chinese begleitet ihn, der Prophet, dessen Person ich eigentlich für die ganze Geschichte am interessantesten finde.
Der Wanderzirkus ist mit vielen ungewöhnlichen Personen ausgestattet, die über ganz besondere, ja man könnte sagen übersinnliche Kräfte verfügt. Auf dem Weg nach Rene, denn dazu hat Ming sich bereit erklärt den Wanderzirkus zu begleiten, kann er einen nach dem anderen von seiner Liste streichen. Doch je näher er seinem Ziel und damit Ada kommt, desto mehr scheint er sich von ihr zu entfernen und ich habe begonnen mir die Frage zustellen ob es wirklich um die Suche nach der grossen Liebe geht oder vielmehr um die Erfüllung einer Bestimmung. Es sind so viele Besonderheiten in diesem Buch, die sich wie nebensächlich während der Reise zu tragen, dass sie einem erst später bewusst werden. Die immer währende Frage nach der eigenen Identität und auch dem finden von sich selbst, bestimmt die Reise. Dabei fungiert der Prophet wie ein Katalysator, der Ming zwar die Richtung weisen kann, doch eigentlich nur das ausspricht wozu Ming sich insgeheim bereits entschieden hat.
In diesem Sinne hat man es gar nicht mit einem Western zu tun, sondern mit einem philosophischen Roman, verkleidet als Western, was ihn jedoch durchaus interessant macht und wahrscheinlich so auch mehr Leser finden wird, als wenn er als Lebensweisheit klassifiziert wäre.
Mir hat das Buch gut gefallen, aber ein Thriller ist es nun wirklich nicht :-)