Wilhelm, Freiherr von Gryzinski, ist nach seiner Ausbildung mit der Mission betraut, seine frisch erworbenen Kenntnisse der modernen Kriminalistik aus seiner preußischen Heimat in München anzuwenden. Doch muss er sich in diesem Sommer 1894 gedulden, bis endlich das passende Kapitalverbrechen geschieht. Ein staatlicher Bierkontrolleur, denn Bier ist in Bayern eine ernste Sache, wird mit weggeschossenem Kopf in einem Federkleid aufgefunden. Die Herkunft des mysteriösen Kleides ist schnell geklärt,. Sie stammt von der Frau des schillerndsten Selfmade-Millionärs des Nobelvororts Bogenhausen. Und diesem Eduard Lemke, einem ebenfalls aus Berlin stammenden Glücksritter mit Hang zur opulenten Selbstdarstellung soll Gryzinski im Geheimauftrag der preußischen Justiz noch ein Verbrechen in der afrikanischen Kolonie nachweisen. Unser preußischer Ermittler sieht sich also im Clinch zwischen Heimat und Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber. Das Buch entführt uns in eine Zeit, als die Kriminalistik, wie wir sie heute kennen, ihren Anfang nahm. Aber auch der Gegensatz zwischen den asketischen und disziplinierten Preussen und den geselligen und genussfreudigen Bajuwaren wird herausgearbeitet. Zusätzlich entführt uns Uta Seewald in die Genusssphären der Münchner Küche und Gasthäuser, schildert urkomisch, welch wichtige Funktion die richtige Tür am richtigen Ort in der richtigen Anzahl ist. Fazit: Spannender Plot , toll geschrieben, hoher Schmunzelfaktor, wenn auch üppig wie die bayrische Kost.