Nachdem ich “Abyssus” von der Autorin gelesen habe, wollte ich noch weitere Geschichten von ihr kennenlernen. Das Cover sagt schon alles: mächtiger Vorgesetzter trifft auf einen unschuldigen Praktikanten. Noch dazu spielt es in Venedig. Vielen lieben Dank an dieser Stelle für das Lese-Exemplar.
Francesco hat die Schule beendet und möchte nun Erfahrungen im Arbeitsleben sammeln. Da trifft es sich ganz gut, dass er schnell eine Zusage als Praktikant bekommen hat. Voller Elan wollte er durchstarten, doch sein Vorgesetzter ist alles andere freundlich. Kalt und distanziert, was Francesco durcheinander bringt. Als der Bogen überspannte, entluden sich die Emotionen zwischen Damiano und Francesco. Doch was hat das zu bedeuten? Francesco verliert sich im Strudel der Gefühle und versucht das alles zu verstehen. Doch wem kann er vertrauen?
Der Schreibstil hat mir wieder sehr gut gefallen. Sehr künstlerisch und fliessend. Die Stadt Venedig wurde sehr detailliert geschrieben, als ob man gerade dort wäre. Zu Beginn lernen wir die Geschichte von Damiano und seiner Familie kennen. Sehr verwirrend und überfordernd für einen kleinen Jungen. Es hat mich daher nicht gewundert, warum Damiano so ist wie er heute ist. Harte Schale, weicher Kern. Ich musste mit Damiano erst warm werden, nun mag ich ihn. Dann begann die Geschichte an Fahrt aufzunehmen und Francesco erscheint auf der Bildfläche. Ein sehr liebevoller, einfühlsamer und schüchternen Junge. Ich mochte ihn direkt auf Anhieb. Mir gefiel die Art und Weise, wie sich die beiden Männer langsam näher kamen. Eine Mischung aus sanft, zärtlich und explosiv. Die sexuelle Anziehung war allgegenwärtig. Ein toller Nebencharakter ist für mich Vicky. Ich wusste sie zuerst nicht einzuschätzen, später jedoch wuchs sie mir ebenfalls ans Herz. Die Reaktionen gewisser Nebencharaktere haben mich hingegen geschockt. Wirklich traurig und feige. Francesco’s Schwester ist für mich ebenfalls ein toller Charakter, hoffentlich erfahren wir noch mehr über sie. Emanuele hat mich sogleich geflashed. Zuerst auf die negative Art, danach kam sein wahres Ich zum Vorschein. Es ist ok, manchmal schwierig zu sein. Wenn man aber bedenkt, was er durchgemacht hatte, ist es nicht verwunderlich. Aber das Ende…!!! So ein Cliffhanger ist richtig mies *OMG*
Nebst die sexuelle Anziehung ist das Buch mit Emotionen überladen. Der arme Francesco tat mir wirklich Leid, dass es für ihn plötzlich so schnell geht und er irgendwie versucht mit den ganz neuen Eindrücken klar zu kommen. Die Autorin hat verdeutlich, wie wichtig es ist miteinander zu reden. Vor allem hat sie das Thema Homosexualität zwischen Männern aufgegriffen, was noch ein Tabu-Thema ist und Reaktionen heftig werden können. Es ist leicht zu sagen, man akzeptiert jeden so wie er ist. Vorausgesetzt, es passiert bei anderen Familien. Bei solchen Fällen sieht man gleich, wer wirklich hinter dir steht.
Eine sehr einfühlsame erotische Gay-Liebesgeschichte im schönen Venedig und einem schönen Schreibstil. Es geht langsam voran, viele Details werden beschrieben. Für einige könnte es eher langweilig werden. Wer solche Geschichten jedoch mag, kann ich gerne weiterempfehlen.