Wer kennt sie nicht? Die zahlreichen Verfilmungen der Nicholas Sparks Romane, allen voran “Wie ein einziger Tag”, “Message in a Bottle” oder auch “Das Lächeln der Sterne”. Diese Filme mochte ich eigentlich ganz gerne. Nachdem ich vor ein paar Wochen “Das Lächeln der Sterne”, der Film lief zufällig im Abendprogramm auf ORF HD, zum zweiten Mal gesehen habe, da dachte ich mir: “Wenn die Filme gut sind, können die Bücher nicht so übel sein.” Also besorgte ich mir mal von “Wie ein Licht in der Nacht” die Hörbuchvariante, gesprochen von Alexander Wussow. Nach den ersten 3 CDs fand ich mich in einer Atmosphäre von irritierender Ungläubigkeit wieder. Sowas hatte ich in meinem ganzen Leseleben noch nie erlebt. Es ist tatsächlich möglich: Ein Film kann besser sein als die Buchvorlage. Und dies mit einer so offensichtlichen Vehemenz, dass es mir fast den Atem verschlagen hat.
Die Geschichte:
Gerade eben ist Katie in die kleine Gemeinde Southport in North Carolina gezogen. Menschen gegenüber verhält sie sich bedeckt und gewollt unauffällig, als hätte sie etwas zu verbergen. Als Katie Alex, den Besitzer des kleinen Nahrungsmittelladens von Southport, bei ihren Besuchen in seinem Shop kennenlernt, entwickelt sich zwischen den beiden ganz langsam das zarte Band der Liebe. Alex ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern und Witwer. Er verliebt sich in Katie auf den ersten Blick und schnell steht für ihn fest, dass dies die Frau sein könnte, mit der er ein zweites Leben beginnen könnte, gemeinsam mit seinen Kindern.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn Katie hat ein dunkles Geheimnis. Eigentlich ist Katie nicht Katie, sondern Erin. Und Erin ist auf der Flucht. Vor ihrer Vergangenheit. Wird dieses dunkle Geheimnis das Glück zerstören?
Meine Meinung:
Nicholas Spark ist der “Grossmeister der Gefühle”…., sagt die Cosmopolitan, nachzulesen auf der deutschen Homepage des Schriftstellers. Ach Du meine Güte! Ich kann ein Ächzen vor dem Verfassen dieses Abschnittes “Meine Meinung” nicht unterdrücken. Wo fange ich am besten an? Ich bin echt verärgert!
Nehmen wir erst mal den Schreibstil unter die Lupe. Beschreiben würde ich diesen mit den folgenden Worten: einfach, unelegant, einfallslos. Der Roman liest/hört (sich an) wie ein Schüleraufsatz aus der Oberstufe. Das ist ziemlich hart, ich weiss. Es fällt mir auch schwer, diese Rezension zu schreiben, da ich nicht gerne jemanden kritisiere für etwas, was ich selber nicht an Erfahrung vorzeigen kann. Aber als Leser habe ich Erfahrung und die schriftstellerische Qualität von Nicholas Sparks zeichnet sich beim besten Willen nicht dadurch aus, dass er über einen grossartigen Wortschatz verfügt. Oft wurden Worte und vor allem Redewendungen wiederholt, die mich dann auf der dritten CD beinahe in den Wahnsinn getrieben haben. Gepaart mit der kitschig säuselnden, schnulzigen Stimme Alexander Wussow’s fand ich mich im Vorgarten der Hölle, auch Rosamunde Pilcher Verfilmungen genannt, wieder.
Die Idee der Geschichte an und für sich ist okay. Die Umsetzung ist es nicht. Auch wenn der Leitfaden der Story und die Handlungen einigermassen real wirken, authentisch ist an diesem Hörbuch fast gar nichts. Besonders die “romantischen” Gedanken von Protagonist Alex zu Katie und seine heiligenartige Gutmenschlichkeit gehen dem Leser mit der Zeit gehörig auf die Nerven. Ich bin überzeugt, wenn man das Buch liest, kommt man noch einigermassen damit klar. Aber vorgelesen ist es echt schwer zu ertragen. Hier knallen Wussow’s stimmliche Fähigkeiten ungefiltert in mein Ohr. Der Schmu, der Schmalz (nicht von meinem Ohr), die überbordende Romantik, gepaart übrigens mit Katie’s “dunklem Geheimnis” (dem alkoholsüchtigen Cop und Ex-Mann), überfordern meinen gesunden Realismus. Getoppt wird das ganze nur noch mit Sparks unbeholfener Art, die Geschichte aufzufalten und dem Leser preiszugeben. Denn: “Katie’s Ex-Mann ist ein wirklich so guter Cop, dass er jeden aufspüren kann, egal wie… er findet Dich!” Und natürlich ist da auch noch Alex, dessen Gespür für die Menschen, ihn ganz genau wissen lassen, was ein Kunde kaufen wird, wenn er schon nur seinen Laden betritt. Ja, die Welt des Nicholas Sparks ist unheimlich. Unheimlich kitschig, unauthentisch und der Verlauf der Geschichte ist zu offensichtlich. Auch das Ereignis am Schluss gipfelt in einer Fontäne von Unglaubwürdigkeit. Denn Katie’s Freundin “Jo” entpuppt sich am Schluss als der Geist der toten Ehefrau von Alex. Und das alles voll REAL. Während ich dies hier schreibe, wird mir eigentlich erst noch einmal richtig bewusst, was für ein grottenschlechter Roman das ist. Dazu gibt es echt nichts mehr zu sagen.
Über das Hörbuch:
Nicht sehr schön vertont. Alexander Wussow’s Stimme ist eigentlich sehr angenehm, aber er liest in diesem Hörbuch vor, wie ein Mensch, der sich die Wahrheit schönredet. Zu verklärt hört er sich an. Als ob er tausende von Lichtjahren auf einem Stern sässe und an die schöne alte Zeit von früher denkt. Dieser Umstand trägt dazu bei, dass die Geschichte noch schlechter erscheint, als sie eh schon ist. Man könnte auch auf den Gedanken kommen, dass Wussow die Geschichte selber auch doof findet und dies durch das gekonnte Spiel mit seiner Stimme ins Rampenlicht rückt. Es wäre auch zu verzeihen. Ich möchte dieses Buch nicht vorlesen müssen.
Fazit:
Wer gerne überbordend romantische Geschichten liest, könnte an diesem Hörbuch/Buch vielleicht Freude finden. Allerdings muss man währenddessen seinen gesunden Menschenverstand beiseitelegen und sich damit begnügen, eigentlich eine Art Drama Fantasy Story zu lesen. Ansonsten: FINGER WEG! Ich empfehle Euch hingegen eine Verfilmung von Sparks Werken anstelle seiner Bücher, insbesondere anstelle von “Wie ein Licht in der Nacht.”