Die gebürtige Ukrainerin Clarice Lispector, die mit ihrer Familie 1922 aus der von Pogromen heimgesuchten Sowjetrepublik nach Brasilien ins Exil flieht, verarbeitet in ihren short stories ihre Erfahrungen in der Stadt Recife im armen Nordosten des Landes. Ihre Texte sind eigenwillig, virtuos und teils unverständlich, sie wird als brasilianische Virginia Woolf oder als Äquivalent Franz Kafkas bezeichnet und wurde schon zu Lebzeiten (1920-1977) als Legende verehrt. Die Geschichten sind tatsächlich gewöhnungsbedürftig, katapultieren einem aber direkt in eine heisse, nach Kaffee riechende Wohnung in einer lehmroten Strasse in Rio de Janeiro, in der einzig das Zirpen der Zikaden und das Kreischen der Seidenäffchen die Stille der Nacht durchdringen. Das Buch erschien auf Deutsch übersetzt im Manesse Verlag, der bekannte Werke von Autorinnen aus aller Welt unter dem Schlagwort „mehr Klassikerinnen“ neu auflegt.