Madeline Miller erzählt die Geschichte der mythologischen Figur mit einer gewissen Freiheit, so dass sich ihre Circe nicht ganz mit der gängigen Überlieferung deckt.
Weite Teile der Erzählung sind dennoch bekannt, was jedoch dem Lesespaß keinen Abbruch tut, denn „Ich bin Circe“ besticht weniger durch unerwartete Überraschungen als durch eine bezaubernd eigenwillige Protagonistin und einen herrlich lakonischen Erzählton, der mit feiner Ironie gepaart ist.
Es ist verlockend den Roman unter feministischer Sicht zu betrachten, denn Circe passt nicht in das vorgesehene Muster und wird dafür bestraft.
Sie muss sich ihre Freiheit hart erkämpfen und teuer bezahlen. Egal wie stark und entschlossen die Frau ist, sie erntet häufig nur Hohn und Unglaube, ihre Macht und Kraft wird belächelt und unterschätzt – was ihr wiederum zum Vorteil gereicht. Es drängt sich die Frage auf: Wie viel hat sich gesellschaftlich getan, seit der Herrschaft der Götter?