In ihrem Debütroman erzählt Elina Penner die Geschichte von Nelli, die als kleines Mädchen als Russlanddeutsche nach Minden kommt. Aber das neue deutsche Leben ist fremd und Nelli darin verloren. Die geliebte Oma stirbt, Nelli sucht Halt in der mennonitischen Gemeinde, und dann liegt da auch noch etwas in der Tiefkühltruhe, das dort nicht hineingehört…
“Wir werden oft gefragt, ob wir nicht manchmal zurückwollen, ob wir es vermissen, wann wir es besuchen wollen, das Heimatland. Die meisten von uns sagen, wir sind in unserem Heimatland, wir haben unser Heimatland vermisst, also haben wir das Exil verlassen, um in die Heimat zurückzukehren.”
Für Nelli ist das sehr, sehr schwer, die Erinnerungen an die “alte Heimat” und das Leben dort verblassen. Gleichzeitig ist der aktuelle Wohnort auch (noch?) nicht Heimat.
Sehr speziell ist dieser Roman konstruiert. Verschiedene Personen erzählen aus ihrer Perspektive und ganz langsam entsteht das Bild von Nelly mit all ihren Hoffnungen und Träumen, aber auch dem Trauma, das sie mit sich herumschleppt.
Auch die Sprache trägt ihren Teil dazu bei, die Fremdheit/Andersartigkeit deutlich zu machen. So erwähnt / benutzt sie immer wieder Ausdrücke aus der Heimat.
"Tjetj. Tjortji. Tjorschen.
Küche. Kirche. Kirschen."
Wieder ein Buch, in der es um die Suche nach Heimat und Zugehörigkeit geht. Aber auch darum WER wir sind, wie wir uns sehen und wie wir gesehen werden.
Mit 251 Seiten kein sehr dicker Roman, der trotzdem seine Zeit braucht, gelesen zu werden.