Fries-Schmid’s Ansatz ist überraschend - und nicht unbedingt ‘leichte Kost’ - denn wer würde schon ‘Ohnmacht’ als Tor bezeichnen! - Erleben wir es doch vielmehr als Lähmung und Blockade.
Als Mitglied der Gemeinschaft auf dem Sonnenhügel begleitet er viele Menschen, die eine Auszeit suchen, weil sie nicht mehr weiter wissen, vor einem Scherbenhaufen stehen und einfach nicht mehr können. So reflektiert Fries im ersten und zweiten Teil die Ohnmacht quasi von der anderen Seite - aus der Stellung des Helfenden. Dabei zeigt er klar auf, wie genau diese Konstellation gefährlich sein kann. Wer einem Menschen aus der Ohnmacht helfen will, fühlt sich ‘mächtig’, hat etwas zu geben, ist unersetzlich - ‘Erlöserfantasien’ bringen das Abhängigkeitgefüge leicht zum Kippen. Helfen-können ist aber auch gefährlich, weil es eine Flucht vor der eigenen Ohnmacht ist. Wer auch im Verhältnis zum Hilfesuchenden nicht zulassen kann, dass er nicht mehr weiter weiss, hat sich zu wenig mit seiner eigenen Grenze und Ohnmacht auseinander gesetzt und versöhnt.
Das Buch hatte für mich dann vor allem in den letzten beiden Teilen eine grosse Ausstrahlung, da wo Fries das Potential der Ohnmacht ausleuchtet und auslotet. Dabei tut er dies aus seiner religiösen Sozialisation heraus - aber keineswegs belehrend und einengend - ja, er wagt es sogar, im letzten Kapitel schonungslos offen darüber nachzudenken, ob es Gott überhaupt gibt - und wie man mit der Ohnmacht umgeht, diese Frage nicht letztgültig beantworten zu können… Auch die momentane Situation der Kirche sieht er als Ohnmachtskrise, die man auf Biegen und Brechen lösen will - ‘Abkürzung über Macht’, nennt er es - eine Abkürzung, die genug oft in einer Sackgasse endet!
Es ist ein ermutigendes Buch! Das ich eigentlich allen empfehlen möchte, die sich immer wieder an denselben Grenzen reiben, in Sackgassen landen - und alle Auswege doch immer wieder im Sand verlaufen!