Moritz Holl wird in einem Mordfall schuldig gesprochen. In der Verwahrung erhängt er sich. Seine Schwester, Mia Holl, trauert und verhält sich dadruch nicht mehr systemkonform. Plötzlich wird sie zur Bedrohung des Systems. Staatsfeindin.
Nach dem Lesen dieses Buches dachte ich mir, an dem Tag, an welchem dieses Buch verboten wird, ist ein dunkler Tag.
Das Buch beschreibt eine nicht weit entfernte Zukunft, in welcher Schmerzen nicht mehr vorhanden sind. Wo der Staatsapparat jegliche Vorgänge vorplant, strukturiert, misst, datiert, kalkuliert. Es ist ein Leben, in welchem man sich keine Sorgen mehr machen muss, dass man krank wird. Mit Mia wir eine Figur herausgearbeitet, die plötzlich hinter den Vorhang blickt und ihre eigene Menschlichkeit wiederfindet. Und da bemerkt sie, dass diese überhaupt kein Platz mehr hat in dieser Welt.
Ich finde es unglaublich schwierig aufzuzeigen, was die Essenz des Buches ist. Es ist extrem vielschichtig und sehr philosophisch.
Das Buch ist in viele kleine Kapitel eingeteilt mit jeweils eigenem Titel. Es wird aus einer dritten, ausserhalb stehenden, Perspektive erzählt. Man erfährt neben der Gegenwart auch Ausschnitte aus der Vergangenheit, als Moritz noch lebte. Das Buch konzentriert sich sehr stark auf Dialoge. Was dem Buch eine gewisse Langsamkeit gibt, welche aber sehr angebracht ist. Thematisch werden die grossen Register gezogen: Was bedeutet Freiheit? Gerechtigkeit? Glaube? Revolution? Frieden? Terrorismus? Was ist die Aufgabe des Staates, der Verwaltung, des Rechtssystems? Was ist die Stellung und Aufgabe des Individuums? Ein Buch, welches von allen gelesen werden muss. Und am besten mit mindestens einer anderen Person zeitgleich, damit darüber diskutiert werden kann!