Inhalt vgl. Cover
Mir fällt es schwer, diese Bewertung auf ein paar Sätze zu reduzieren. Die Geschichte basiert auf wahren Gegebenheiten; die namentlich genannten Personen machen die Geschichte erlebbar. Der schnörkellose und flüssige Schreibstil mit seinen Vergleichen hat mich trotz der Ernsthaftigkeit und des Gräuels dieses Zeitzeugnisses fasziniert. Beispiele
Ein Streichholz spendet nur wenig Licht, aber es lässt uns erahnen, wie gewaltig die Dunkelheit ist, die uns umgibt.
(…) Aber einen Tag gab es, als sich Ditas Kindheit hinter ihr schloss wie die Höhle von Ali Baba.
Leben ist ein Verb, das nur im Präsens konjugiert wird.
Bücher vergessen nichts. Bücher wissen alles.
(…), denn Bücher vervielfachen das Leben
Ihr Grossvater, die einstige Festung, ist jetzt nur noch eine Sandburg.
Ein neues Buch anzufangen ist so ähnlich, als würde man in einen Zug steigen und auf Reisen gehen.
In seinen Büchern schreibt er, das Gehirn sei ein Speicher für die Erinnerungen, die dort faulen und die Menschen verrückt machen.
Zeichnen war eine Möglichkeit, ein Gespräch mit sich selbst zu führen, wenn sie damit haderte, dass ihre Jugend, die kaum begonnen hatte, bereits vorbei zu sein schien.
Vielleicht ist es das, was Liebe bedeutet - die Kälte gemeinsam zu ertragen.
Wie kann etwas, das es nicht mehr gibt, so schwer wiegen? Wie kann Leere ein Gewicht haben?
Die kürzesten Sätze sind die zerstörerischsten, weil sie keine Erwiderung zulassen.
Aber Menschen, die glauben, dass Blumen in Vasen wachsen, verstehen nichts von Literatur.
Es ist erstaunlich, dass eine Frau die mehrere Sprachen spricht, sich so oft für die Sprache des Schweigens entscheidet.
Als Jakub Edelstein erschossen wird, ist er innerlich schon tot.
Und inzwischen weiss Dita nicht mehr, wo diese Diaspora per Eisenbahn, bei der ihre Jugend entgleist ist, sie hinführen wird.
Das Leben muss wehtun. Wenn etwas wehtut, bedeutet das, dass es einem wichtig ist.
(…), denn die Hoffnung ist inzwischen scharf wie ein Rasiermesser, an dem man sich jedes Mal schneidet, wenn man die Hand ausstreckt.
Der Waffenstillstand lässt die amputierten Glieder der Verstümmelten nicht nachwachsen (…)
Sie ist keine Jüdin, dicke Jüdinnen sind eine Spezies, die ausgestorben ist.
Die Normalität ist wiederhergestellt, wenn sich die Leute über Kleinigkeiten aufregen.
Interessant fand ich, dass der Glaube und religiöse Themen eigentlich kein Thema waren. Woher die Menschen ihre Kraft genommen haben zu überleben kann ich mir schlicht nicht vorstellen.
Meine Gefühle beim Lesen in den letzten Tagen waren vielfältig: Dankbarkeit (weil ich keinen Krieg erleben musste), Bewunderung, Achtung und Respekt den Gefangenen gegenüber und Wut gegenüber den Nazis. Aber auch Unverständnis gegenüber der Menschheit, dass wir nicht lernfähig sind.