Eine 63-jährige Auftragskillerin holt zum letzten Schlag aus in Gu Byeong-mus “Frau mit Messer”.
Beschreibend, intro- und retrospektiv berichtet der allwissende Erzähler aus Hornclaws Leben als “Schädlingsbekämpferin”, von altersbedingten emotionalen und physischen Schwächemomenten, von ihrer Kindheit, Jugend und ihrem ersten Mord. Von der koreanischen Gesellschaft, dem Altern, Leben, Tod und Verlust. Hornclaw ist eine nüchterne Frau, die nicht viel übrig hat für Schnickschnack oder zwischenmenschliche Beziehung. Das zeigt sich auch an der Sprache, die sachlich und präzise, fast schon steril ist.
Es dauert, bis der Roman Fahrt aufnimmt. Bis dahin gibt es ein paar aufschreckende Erinnerungen an Hornclaws gewalttätigen Beruf und dazwischen flacht die Spannung wieder ab, um in einem furiosen, thrillerwürdigen Finale zu gipfeln.
Die Anlage erinnerte mich an “Frau Morgenstern” von Marcel Huwyler, allerdings fehlen “Frau mit Messer” Witz und Leichtigkeit. Stattdessen ist das Buch realistischer, brutaler und gleicht so Daniel Craigs James Bond, wobei es hier bei weitem nicht so viel Action gibt.
Ein anderer Roman, lesenswert, auch wenn er mich nicht zu 100 % begeistern konnte. Und ich hoffe sehr, dass die Autorin beim Bedarf für die Dienste von Auftragsmördern stark von der Realität abgewichen ist…
Aus dem Koreanischen von Wibke Kuhn.