Philippe wird nach dem Krieg geboren, wächst behütet auf, legt sich ein Familienidyll zurecht und imaginiert einen vermeintlichen Bruder… Mit 15 platzt diese Illusionsblase unversehens - nachdem schon eine leise Ahnung ihn über Filmberichte zu den Gräueln der Nazis angekrochen hat. Louise, eine ältere Nachbarin, die ihm über die Jahre zur Freundin geworden ist, erschliesst ihm das tragische Familiengeheimnis. Unversehens muss Philippe die soeben geschriebenen Kapitel neu schreiben - sie der Realität anpassen - wobei er mit seinem Bruder und dem Namen des Hundes gar nicht so weit weg von ihr war…
Erschütternd, was Eltern mitunter in eine dicke Packung Geheimniswatte packen…, den Schein wahren und einem Kind die Wahrheit nicht antun wollen - und doch wirkt es sich aus, was nicht verstanden wird, wird interretiert und zusammen gereimt, bis man der Geister nicht mehr mächtig wird…:
Seit ich die Gespenster benennen konnte, hatte sich ihre Umklammerung gelockert. (Zitat)
Letztendlich fehlt Philippe nur ein Puzzle-Teil. Auf dieses stösst er bei seiner mündlichen Abitur-Prüfung, als er die Frage nach Laval nicht beantworten kann. Im Gegensatz zu seinen Eltern stellt er sich der Wahrheit - und findet jene Stärke, auch seine Eltern mit der verleugneten Realität zu konfronieren.
Ein erschütterndes Buch - vor allem der Epilog: im Schlosspark finden selbst Hunde Grabsteine - die den Deportierten verwehrt wurden…