“Mama, warum ist man auf der Welt?” Mit dieser Frage wirft Catherine ihre Mutter Laurence aus der Bahn. Die Welt der Neureichen und Materialisten, alle sind Abbilder einer Vorstellung. Eines “Sein-sollens”. Doch wer ist man wirklich? Laurence findet sich wie vor den Kopf gestossen mit dieser Frage und irgendwie findet sie aus dem Labyrinth des Lebens nicht heraus. Wird sie die Frage zu ihrer eigenen machen? Oder winkt sie diese als kindliche Idee ab?
Simone de Beauvoir hat eine scharfsinnige Geslleschaftskritik mit diesem Buch erreicht. Das Leben der Neureichen in der Nachkriegszeit in Paris. Irgendwie glänzt und glitzert alles. Die Welt ist hübsch und das Spiegelbild auch. Doch irgendwie stimmt die Harmonie dieses Bildes nur vorübergehend.
Und diese Harmonie wird für Laurence, unsere Protagonistin, gebrochen mit der Frage, welche ihr ihre Tochter stellt. Laurence bemerkt, dass sie die Frage überhaupt nicht beantworten kann und irgendwie erscheint ihr Leben immer mehr wie ein Museum mit vielen schönen Bildern, aber sie selbst ist überhaupt nicht Teil dieser Bilder.
Diese innerliche Zerrissenheit wird wunderbar dargestellt und es werden viele Themen aufgegriffen: Familie, die Stellung der Frau, Patriarchat, Kapitalismus, Materialismus, Selbstkritik und -reflexion.
Der Schreibstil ist zugänglich, trotzdem empfand ich das Buch manchmal als etwas zäh. Hier ist sicherlich miteinzubeziehen, dass das Buch in den 60er Jahren veröffentlicht wurde und de Beauvoir nebst Schriftstellerin auch Philosophin war. Es war das erste Buch, welches ich von ihr gelesen habe. Ich kann es weiterempfehlen, da es meiner Meinung nach ein Klassiker ist (sein sollte) und es ein Buch mit viel Diskussionspotenzial ist!