“Do laws and institutions change values, or do values drive laws and institutions?”
Im Englischen ist das Buch in 6 Kapitel eingeteilt, welche verschiedene Lebensabschnitte von Kim Jiyoung darstellen. Es handelt sich um ein Roman, trotzdem werden immer wieder Verweise auf tatsächliche Zahlen aus Statistiken und politischen Reformen in Südkorea verwiesen. Dies stört nicht, sondern macht das Erzählte noch schwerwiegender, realer.
Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte von Kim Jiyoung. Sie ist eine Frau und lebt in Südkorea. Dies ist keine Persönlichkeitsstudie, keine Anekdote aus der Mittelschicht, keine Familiensaga. Es ist die Geschichte über Werte und Normen, welche durch Misogynie (Frauenfeindlichkeit und -verachtung) motiviert sind. Es ist die Geschichte über unsere aufgeklärte, moderne, demokratische Gesellschaft. Darüber, dass sich gewisse Normen und Werte nicht zu Grabe gelegt haben, sondern wie Efeu weiterhin wuchern.
Na, so dramatisch kann das doch nicht sein! So schlimm ist es nicht! Nicht alle denken so! Ach ja? Dann lies dieses Buch und sag mir, dass es nicht genau so ist. Ganz genau so. Jeden Tag. All diese Mikroaggressionen, diese subtilen, impliziten Bemerkungen. So ist es eine Frau zu sein. Heute immer noch.
Das Buch hat sich sehr gut und flüssig gelesen. Dadurch ist es sehr zugänglich. Das Thema könnte nicht aktueller und wichtiger sein. Beim Lesen musste ich einige Male das Buch kurz weglegen, weil die Tatsache, die Realität der Aussagen mir die Luft aus den Lungen presste. Auch weil ich selber gemerkt habe, wie tief gewisse misogynen Sichtweisen in meinem Leben verankert sind und was ich auch schon gehört und erlebt habe. Nach gewissen Büchern habe ich etwas neues gelernt. Nach diesem Buch weiss ich, dass ich einige Dinge ent-lernen muss. Nicht nur ich, sondern unsere ganze Gesellschaft. Ein absolutes Lese-muss!