Juli spürt sich selbst nicht mehr, immer wieder tickt sie aus. Hochintelligent, aber durch Gewalt und Beschämung in ihrer Familie – sie wächst mit 3 Geschwistern, einem gewalttätigen Vater und einer coabhängigen verharmlosenden Mutter auf – ist sie in ihrem Innersten zerstört, weiss im Grunde nicht, wer sie ist. Kleine Begebenheiten bringen sie aus der Fassung, und die Trennung von ihrer Geliebten Sanyu stürzt sie erneut in einen Abgrund. Dann schafft sie scheinbar den Turnaround, verliebt sich, bemüht sich, normal zu werden - aber die Vergangenheit holt sie erneut ein. «Aus dem guten Elternhaus spazierst du raus, sobald du volljährig bist, und machst, was du willst. Aber die schlechte Familie, ausgerechnet die lässt dich nicht los» (S. 204). Schliesslich ist es ihr Bruder Bruno, der sie wieder einmal rausholt. Ob es ihr gelingt, das Grauen zu verschmerzen, aus der Opferrolle herauszukommen?
Ein Buch, das Klartext spricht, so dass es zuweilen weh tut, in erfrischendem Sprachstil, leicht lesbar, nicht einfach zu verdauen, absolut lesenswert.