Zeitmangel; Gedankenkarussells; das Gefühl, immer gehetzt zu sein; Überforderungen unterschiedlichster Art – diese Stichworte sind nur einige, die auf Rastlosigkeit hindeuten. Und genau diese soll nun beendet werden. Radikal alle Rastlosigkeit aus dem Leben eliminieren? Wenn das nur so einfach wäre… Nun gut, von „einfach“ hat niemand etwas gesagt. Autor John Mark Comer, Gründerpastor der Bridgetown Church in Portland, will Wege aus der Rastlosigkeit aufzeigen.
Erster Eindruck: Mir gefällt das schlichte Cover sehr gut – durch das Minimalistische fokussiere ich automatisch auf den Buchtitel.
Der Autor war mir bis zu diesem Buch nicht bekannt: Pastor, Millennial, verheiratet, drei Kinder, introvertiert. Er erwähnt mehrfach, dass er introvertiert sei. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass ein introvertierter Mensch eine Megachurch leitet, wie es eben John Mark Comer machte. Aber offenbar muss dies kein Widerspruch sein. Die Leitung einer Megachurch ist stressig und hinterliess bei ihm Spuren; er musste etwas unternehmen, um gegen diese schlechte Entwicklung ansteuern zu können.
Das Problem: Die Problemschilderung war für mich zu ausschweifend und somit empfand ich den Buchstart etwas holprig.
Die Lösung: Die verrate ich hier natürlich nicht! „Das Leben besteht aus einer Reihe von Entscheidungen.“ Ja, das ist wohl wahr. In beruflicher Hinsicht fallen mir Entscheidungen nicht schwer, aber im privaten Umfeld hingegen schon. Daran muss ich arbeiten.
Vier Wege gegen Rastlosigkeit: Es geht in diesem Teil u.a. um das Alleinsein und die Einsamkeit. Meine Definition der beiden Begriffe differiert ganz offensichtlich zu der des Autors oder auch Richard Foster, der nämlich sagt: „Alleinsein ist innere Leere. Einsamkeit ist innere Erfüllung.“ Für mich ist das gerade das Gegenteil: Jemand kann wohl allein sein (z.B. Single, keine Kinder), aber sich dennoch nicht allein fühlen, da er viel Kontakt mit anderen Menschen hat und sich von der Gesellschaft getragen fühlt. Einsamkeit hingegen ist für mich, wenn ich mich im Innern allein und verlassen fühle – und das kann auch sein, wenn ich inmitten einer Menschenmasse bin.
Auch bei den Entschleunigungstipps war ich nicht immer der gleichen Meinung wie der Autor.
Ich finde es tröstlich, dass der Autor sagt, dass er mit seinem Plan, Rastlosigkeit radikal abzuschaffen, selbst scheitere, und zwar mehrmals am Tag. Er sagt nicht, befolge einfach Tipps X und Y und dann klappt es (ansonsten bist Du selbst schuld) – nein, er gibt zu, dass er scheitert und das auch okay ist. In meinen Worten: hinfallen okay, aber unbedingt wieder aufstehen und weitermachen. Dies ist wohl nicht neu, aber das muss ich mir manchmal wieder bewusst machen. Zudem muss ich üben, mehr im jeweiligen Moment zu leben und nicht bereits über allfällige Probleme sinnieren. Von mir gibt es 3 Sterne.