Ein getöteter Vater und ein abgetrenntes Ohr - so blutrünstig startet der Krimi Samson & Nadjeschda. Da könnte es mancher zartbesaiteten Seele bereits genügen und sie das Buch wieder zuschlagen lassen. Die Geschichte spielt in der Ukraine in der Zeit der Russischen Revolution - auch das könnte die Zartbesaiteten wieder zum Zuschlagen bewegen. In der aktuellen Zeit ein Buch mit diesem historischen Rahmen zu lesen ist nicht ganz einfach.
Ich habe mich aber wacker weiter in den “Kriminalroman” reingelesen. Samson, dessen Vater getötet wurde, war von einer Sekunde auf die andere auf sich allein gestellt - wohl zum ersten Mal in seinem Leben. Macht er anfangs einen sehr verlorenen Eindruck, erwacht die Selbstständigkeit dann doch, als er eine Stelle bei der Polizei erhält und ihm sein abgetrenntes Ohr dabei hilft, Fälle zu lösen (ein unrealistischer Schlenker, der jedoch ein wenig Auflockerung bringt).
Dem aufmerksamen Leser fällt auf, dass ich Kriminialroman in Anführungs-/Schlusszeichen gesetzt habe. Für mich war diese Geschichte höchstens ein Hauch von Krimi. Die Beteiligung von Polizei und irgendwelche Ermittlungen machen leider noch keinen Krimi aus. Zu flach waren die Ereignisse beschrieben. Selbst dann, als weitere Personen ums Leben kamen, wurde dies höchst trocken und emotionslos beschrieben.
Vielleicht ist die Geschichte spannender zu lesen, wenn man mit dem geschichtlichen Hintergrund und dieser Kultur vertraut ist.