Was für ein Gedankenspiel: ein unfassbar reicher Mensch schreibt das sagenhafte Preisgeld von 1 Million aus, für denjenigen, der ihm eine Frage präzise und besser als alle anderen beantworten kann. Die Frage lautet: “Warum ist alles gut und warum können wir es dennoch noch verbessern?” Im Zentrum des Romans steht ein Rhetorikerprofessor, welcher sich dieser Herausforderung stellen möchte und auch stellen muss – seine Ehe ist total zerrüttet, lösen kann er sich jedoch nur daraus, wenn er sich finanziell unabhängig machen (und seine Frau und Kinder irgendwie abfinden) kann. Also reist er nach Amerika, um einen Essay zu schreiben, mit welchem er den Wettbewerb gewinnen kann. Das Problem an der Geschichte: er glaubt überhaupt nicht daran, dass alles gut sei.
Jonas Lüscher wollte eigentlich im Fach Philosophie promovieren – grosse Teile dieser Arbeit gingen laut Danksagung in den Roman ein, den er statt der Dissertation verfasste. Die Gedankenspiele des Herrn Kraft (so heisst unser Protagonist nämlich) sind sehr interessant, allerdings teilweise auf einem absurd hohen Niveau. Wer sie thematisch wirklich komplett durchdringen möchte, braucht entweder einiges an Vorwissen oder muss gründliche Recherchearbeit leisten. Mir hat das Buch sehr gut gefallen – ich habe es aber auch in einer Phase meines Lebens gelesen, in der ich viel Geduld hatte. Ob mir das ein zweites Mal gelingen würde sei dahingestellt.