„Ein Mord, den jeder begeht“ von Doderer hat mich sehr beeindruckt. Da lag es nahe, auch seinen grossen Roman zu lesen, für welchen der Autor berühmt ist.
Wir befinden uns Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien – ein Teil der Handlung spielt unmittelbar vor dem ersten Weltkrieg, der zweite Teil Anfang der goldenen zwanziger Jahre. Auch das sind Grundbedingungen, die mir zusagen. Leider hat der Grossstadtroman, welcher laut Kritikern das Lebensgefühl von Wien wie kein anderes Stück Literatur festhält, mich nur zur Hälfte überzeugt. Zweifelsohne kann der Autor fantastisch schreiben, verfügt über ein traumwandlerisch sicheres Sprachgefühl – aber hier reicht mir das nicht aus. Die Handlung um die Hauptfigur, ein Major, schleppt sich dahin. Ich weiss, dass es um eine Innenperspektive gehen sollte – den Zugang zu ihr habe ich leider nicht gefunden.