Fast 600 Seiten lang ist Donna Tartts Roman “Die geheime Geschichte”. Nach so vielen Stunden, die ich nun mit Richard, dem Erzähler, Bunny, dem Opfer, und all den anderen Freunden aus dem College Griechischkurs zugebracht habe, werde ich sie nicht mehr so schnell vergessen. Denn was auch immer man von (unnötig) langen Romanen hält, die Protagonisten hat Donna Tart liebevoll gezeichnet und entwickelt.
Es beginnt alles recht harmlos, aber geheimnisvoll. Richard, aus eher bescheidenen Verhältnissen, schafft es in einen kleinen “Club der toten Dichter” aufgenommen zu werden an einem College in Vermount. In dieser doppelt vom Rest der Welt abgeschotteten Gruppe, fühlt er sich aber stets als Aussenseiter, nicht zuletzt weil ihm viel weniger materielle Mittel zur Verfügung stehen als dem Rest der Clique. Der Untericht, jedoch, scheint alle Lernenden in grossem Masse zu formen. Besonders Henry, der Liebling des mysteriösen Griechischlehrers, versucht die Informationen, die er im Unterricht erhält in wahres Wissen umzuwandeln. Er probiert einiges aus… So auch die Möglichkeit, in einen Zustand der Freiheit und eine Erfahrung der Unendlichkeit zu gelangen. Seine Freunde zieht er da bedenkenlos mit hinein - bis eines Tages so einiges richtig schief läuft. Die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Die Reichhaltigkeit an Themen und Donna Tartts Geschick immer wieder ein Geheimnis zu lüften - selbst auf der 500. Seite noch - liessen mich dranbleiben. Diesen Roman empfehle ich allen, die gerne ausgedehnte Szenenbeschreibungen aus dem amerikanischen Alltag der 90er Jahre, philosophische Gedankenanstösse und generell Krimis mögen. Man darf sich aber nicht nerven, wenn die Studenten zum hundertsten Mal die Nacht durchmachen, Drogen und Alkohol zu sich nehmen, ganze Wochen verschlafen… Es mieft schon auch nach Jugendliteratur stellenweise:-)