Die Schweden haben bei uns doch sowas wie einen Sympahie-Bonus und gelten zurecht als liberales Völkchen. Doch in den letzten Jahren sorgen nicht mehr ihre rührigen Möbelfabrikanten, deren Montageanleitungen und lustigen Produktenamen für Schlagzeilen bei uns, sondern die Bandenkriminalität, eine überbordende illegale Zuwanderung und die wachsende Begeisterung vieler Schweden für eindeutig rechtsnationale Parteien. Keiner packt das gesellschaftliche Dilemma seines Landes so spannend und intelligent in Thriller wie Pascal Engman. Seine aus früheren Büchern bekannte Ermittlerin Vanessa Frank ermittelt im Mord an einem Polizeibeamten und ihrer einstigen Mitbewohnerin Nastassja, die sie als ihre syrische Ziehtochter betrachtete. Konzentriert sich die Mordkommission auf den Mörder des Polizisten, stochert die beurlaubte Vanessa im Leben der jungen Syrerin herum. Sie hatte diese in ihrer Heimat in Syrien bei ihrem Vater gewähnt. Doch offenbar war das vorgetäuscht. Ihr aus früheren Büchern bekannter Söldner und Lieblingsmensch Nicolas Paredes arbeitet für einen reichen Internet-Casino-Magnaten und beschützt dessen Frau, seinen Sohn und den launischen und despotischen Millionär. Dieser wird bedroht, erfährt Paredes nach seinem Rausschmiss. Paredes ermittelt, weil er den kleinen Sohn des Millionärs schützen will. Je länger Vanessa und Nicolas ermitteln, desto mehr finden sie sich im gleichen Fall, eine terroristische Zelle des IS ist am Werk. Die IS-Attentäter töten den schwedischen Justizminister, das Escort-Girl das als naiver Lockvogel diente, begibt sich unter die Fittiche des ehemaligen Elite-Soldaten Nicolas. Wird es ihnen gelingen, den teuflischen Plan der Attentäter zu durchkreuzen? Beeindruckend nüchtern und wenig wertend erzählt Engman den Zerfall des gesellschaftlichen Kitts der schwedischen Gesellschaft. Er beherrscht es meisterhaft, die Täterbiographie so zu konstruieren, dass man die Motive des jungen Mannes realisiert. Der Plot ist schlüssig, wendungsreich, fesselnd und solide konstruiert, was man ja von den oben erwähnten Möbeln nicht immer behaupten kann.